Lokomotiv-Kilometer

[197] Lokomotiv-Kilometer ist in der Eisenbahnstatistik im Gegenhalt zum Nutz-Kilometer (s.d.) und zum Zug-Kilometer (s.d.) die in der Zeiteinheit oder in einem bestimmten Zeitraum von einer Lokomotive zurückgelegte Strecke in km, wobei alle Nebendienstleistungen mit inbegriffen sind. Letztere umfassen den Verschiebedienst, Kalt- und Leerfahrten, Schneepflug-, Vorspann- und Probefahrten u.s.w. Für den Verschiebedienst, bei dem die tatsächlich von der Lokomotive zurückgelegte Strecke nicht leicht ermittelt werden kann, werden die L. nach bestimmten Sätzen gerechnet, die bei den verschiedenen Eisenbahnverwaltungen 10–16 L. für 1 Verschubstunde betragen. Auch für »Dampfhalten« beim Reservedienst und Vorheizen von abgestellten Zugsgarnituren werden L. bei den meisten Bahnverwaltungen in Anschlag gebracht, so beispielsweise in Österreich 2 km für 1 Stunde Dampfhalten. Die von einer Lokomotive geleisteten L. übersteigen die von ihr geleisteten Nutz- und Zug-Kilometer um durchschnittlich 30–40%.

Im Jahresdurchschnitt leisten Hauptbahnlokomotiven je nach den Betriebsverhältnissen 30.000–45.000 L. Personen- und Schnellzugslokomotiven können bei guter Ausnutzung jedoch auf Jahresleistungen von 100.000 L. und mehr gelangen.

In der Eisenbahnstatistik werden Brennstoff-, Wasser- und Schmiermittelverbrauch, bisweilen auch die gesamten Betriebskosten auf L. bezogen. Für die Bemessung des Brennstoffverbrauchs, für die Beurteilung der Güte des Betriebs, für Voranschläge u.s.w. eignet sich jedoch das Rechnen mit L. nicht, da diese Einheit weder auf die Stärke und Beanspruchung der Lokomotive noch auf die Streckenverhältnisse Rücksicht nimmt. Der Brennstoffverbrauch wechselt daher je nach Stärke, Beanspruchung und Betriebsweise zwischen 10 und 200 kg für ein L.

Sanzin.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 197.
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