Behr, Bernhard

[41] Behr, Bernhard. Dr. Bernhard Behr gründete sein Geschäft am 1. Okt. 1835 unter der Firma B. Behrs Buchhandlung und nahm 1840 seinen Schwager Moritz Emil Bock als Teilhaber auf, der 1856 das Geschäft als alleiniges Eigentum erwarb.

M. E. Bock war am 17. März 1816 in Berlin geboren, erhielt seine Bildung zuerst auf der Markgrafschen Schule und besuchte dann das Joachimsthalsche Gymnasium. Zuerst bei einem Zuckersieder in die Lehre getreten, vertauschte er diese ihm nicht zusagende Beschäftigung 1835 mit dem Buchhandel, indem er als Lehrling in B. Behrs Buchhandlung eintrat. Das Geschäft nahm, nachdem es in seinen Besitz übergegangen war, einen großen Aufschwung. Schon in den vormärzlichen Zeiten fanden in den Hinterräumen der Buchhandlung in der Oberwallstraße bedeutungsvolle Zusammenkünfte statt und durch Begründung des »Ersten französischen Lesekabinets« sicherte Bock sich einen guten Stamm von bleibenden Kunden.[41]

1855 erwarb E. Bock den S. Schletterschen Verlag in Breslau, der im März 1831 gegründet war; 1860 erstand eine Filiale in Posen (die indessen 1871 an den Besitzer der dortigen Buchhandlung von Bote & Bock, S. Sluzewski überging und mit der genannten Firma vereinigt wurde), sowie 1862 eine solche in Eydtkuhnen. Als 1864 sein Bruder Gust. Bock, der Chef der Firma Bote & Bock mit Hinterlassung unmündiger Kinder aus dem Leben schied, übernahm Emil B. im Interesse der Familie seines Bruders die Leitung von dessen Handlung, er hat mit rastlosem Fleiß glänzende Resultate erzielt, trotzdem ihm dieser Zweig des Buchhandels gänzlich fremd war. Er starb am 31. März 1871, seinem Wahlspruch »Rast ich, so rost ich« ist er treu geblieben bis ans Ende. Sein Sohn Edmund Bock, der das Geschäft fortführte, und im Gegensatz zum Vater sich besonders des Sortiments annahm, starb bereits 1873, und damit ging die Firma in den Alleinbesitz seines Schwagers Dr. jur. Adalbert Bloch (geb. 11. 7. 1841) über. Dieser verkaufte das Sortiment 1881 an Richard Wilhelmi, das von diesem unter dem Namen B. Behrs Buchhandlung weitergeführt wurde; in der Folge kam es 1890 an Walter Zimmermann, und befindet sich seit 1894 im Besitze von Friedrich Gottheiner. Den Verlag führte Bloch unter der Firma B. Behrs Verlag (E. Bock) weiter. Am 1. Januar 1899 übernahm Dr. Bloch für seine Firma die litterarhistorischen Werke der G. J. Göschenschen Verlagsbuchhandlung in Leipzig, worunter besonders die »Jahresberichte für neuere deutsche Litteratur-Geschichte«, Mich. Bernays' Schriften, Seufferts Litteratur-Denkmale u. a. hervorzuheben sind. Nach seinem Tode am 30. Juni 1899 ging das Geschäft in den Gesamtbesitz der Familie Bloch über, für welche der dritte Sohn des Verstorbenen, Walther Bloch (geb. 1873), das Geschäft führt. Unter den neueren Verlagsartikeln sind vor allem zu erwähnen die neue Hebbelausgabe in 12 Bänden und Söhles Musikantengeschichten etc.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 41-42.
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