Bull, Friedrich

[122] Bull, Friedrich. Johann Pfähler, der Sohn eines Straßburger Küfers, gründete anno 1789 eine Buchbinderei und Papierhandlung, mit welcher er später, als das Geschäft unter seiner Leitung einen raschen Aufschwung nahm, einen kleinen Buchhandel verband. 1811 trat der Schwiegersohn Pfählers, Carl Friedrich Schmidt, ein gelernter Kaufmann, ins Geschäft als Teilhaber ein und die Firma änderte sich in J. W. Pfähler & Comp., sie firmierte auch weiter unter diesem Namen, als 1813 J. G. Grucker, der die zweite Tochter Pfählers zur Frau hatte, als dritter Teilhaber eintrat. Inzwischen war die Buchbinderei eingegangen. 1827 zog sich der Schwiegervater aus dem Geschäft zurück und die Firma wurde von da ab unter dem Namen Schmidt & Grucker weitergeführt. 1849 teilte sich dieselbe, Johann Gustav Grucker übernahm den Papier- und Musikalienhandel, während C. F. Schmidt die Buchhandlung mit dem Verlag behielt. Dem alternden Besitzer der Buchhandlung trat Friedrich Bull, geb. 1829 zu Schwerin i. M., seit 1854 als Gehilfe, von 1863 ab als Prokurist zur Seite, 1866 erwarb dieser das gesamte Geschäft als alleiniges Eigentum. Unter seiner ausschließlichen Leitung entwickelten sich Sortiment und Verlag zu einer der angesehensten Buchhandlungen Elsaß-Lothringens, besonders nachdem Straßburg im Friedensschlusse 1871 an Deutschland zurückgegeben worden war. In diese Zeit fiel die Gründung des Schulbücher-Verlages für Elsaß-Lothringen, sowie 1874 die Erwerbung des Prädikates »Universitätsbuchhandlung für das Sortiment«. Letzteres, das noch heute unter der Firma C. F. Schmidts Universitätsbuchhandlung weitergeführt wird, gab Friedrich Bull, genötigt durch andauernde Kränklichkeit und schmerzlich getroffen durch den Verlust seines einzigen Sohnes, am 1. Juli 1893 käuflich an Ludolf Beust und Ed. van Hauen ab, während er den Verlag weiterzuführen beabsichtigte. Er starb jedoch bald darauf, am 22. Dezember 1893. Die Verlagsbuchhandlung Friedrich Bull ging darauf an seine Witwe Natalie Bull über, welche ihren Schwiegersohn Ludolf Beust mit der Führung der Geschäfte beauftragte. Letzterer trat 1900 als Teilhaber in den Verlag ein, nachdem derselbe bereits am 1. Juli 1898 aus dem Sortiment C. F. Schmidts[122] Universitäts-Buchhandlung ausgetreten war. Der Verlag Friedrich Bull umfaßt jetzt ausschließlich pädagogische Litteratur und Statistische Werke, nachdem Ludolf Beust, gleichzeitig Besitzer des Rosenthalschen Meisterschafts-Systems zur Erlernung fremder Sprachen in Leipzig, eine weitere Firma unter eigenem Namen für Medizin, Naturwissenschaften und elsässisches Kunstgewerbe am 1. August 1898 gründete.

Quellen: Börsenblatt für den dtschn. Buchhandel 1894.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 122-123.
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