Bull, Ole Bornemann

[591] Bull, Ole Bornemann, Violinvirtuos, geb. 5. Febr. 1810 zu Bergen in Norwegen, gest. 17. Aug. 1880 auf seiner Villa Lysoén bei Bergen, ging vom Studium der Theologie zur Musik über, für die (speziell für das Violinspiel) er schon früh Begabung zeigte, und begab sich 1829 nach Kassel, um sich unter Spohrs Leitung weiter auszubilden; bald jedoch entlief er dessen Schule und folgte 1831 dem ihm sympathischern Paganini nach Paris, geriet aber dort in äußerste Not, so daß er verzweifelt in die Seine sprang, aber, gerettet, eine Protektorin in Mme. Villeminot fand. 1833 veranstaltete er ein erstes, erfolgreiches Konzert und machte sich nun schnell in ganz Europa einen Namen durch seine außergewöhnliche Virtuosität, der allerdings in noch viel höherm Grad als der Paganinis eine gewisse Scharlatanerie anhaftete. Doch war seine Sicherheit im Flageolett und seine Fertigkeit in weiten Sprüngen, Doppelgriffen, Arpeggien, im Staccato und im mehrstimmigen Spiel außerordentlich, und die Gewandtheit, mit der erz. B. Oktavengänge, sogar chromatische, ausführte, bewundernswürdig. In der Folge dehnte er seine Kunstreisen auch auf Amerika (1844 u. ö.) und Algerien aus und sammelte bedeutende Reichtümer, die ihn bereits 1848 in stand setzten. in Bergen ein Nationaltheater zu begründen. Doch verlor er später durch bedeutende Länderspekulationen in Pennsylvanien große Summen. Noch 1869–70 reiste er bis nach Kalifornien und trat in Europa noch bis wenige Jahre vor seinem Tod erfolgreich auf. Die Liebe zur Heimat führte ihn dann wieder nach Norwegen zurück. 1901 wurde in Bergen sein Denkmal (modelliert von Sinding) enthüllt. Die Kompositionen Ole Bulls sind effektvolle Virtuosenstücke, doch befinden sich darunter hübsche Phantasien über nordische Themen. Sein Leben beschrieben Sara C. Bull (engl., Lond. 1886; deutsch bearbeitet von Ottmann, Stuttg. 1886) und O. Vik (Bergen 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 591.
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