Paganīni

[305] Paganīni, Niccolò, Violinspieler, geb. 27. Okt. 1782 in Genua, gest. 27. Mai 1840 in Nizza, Sohn eines Kaufmanns, erhielt seine Ausbildung durch G. Costa in Genua und kurze Zeit von Al. Rolla und Ghiretti in Parma, war aber in der Hauptsache Autodidakt und ging als Virtuos schon früh eigne Wege, die ihn zu exzeptierenden Leistungen führten. 1798 bereits entzog er sich der väterlichen Autorität durch die Flucht und begann ein abenteuerndes Virtuosenleben. 1805–08 war er am Hofe zu Lucca angestellt, im übrigen tauchte er in Italien bald hier, bald dort auf, feierte Triumphe und verschwand wieder für Jahre. Erst 1828 begann er seine Siegeszüge durch Europa in Wien, wo er zum Kammervirtuosen ernannt wurde und nie dagewesenen Enthusiasmus erregte. In wenigen Jahren machten ihn seine Reisen zum Millionär; er zog sich 1834 auf seine Villa Gajona bei Parma zurück und trat nur selten noch auf, da ihn infolge seines exzentrischen Lebens die Kehlkopfschwindsucht ereilte. In P. erreichte das Virtuosentum überhaupt, nicht nur das der Violine, seinen Gipfelpunkt, und nur Liszt hat ähnliche, aus Märchenhafte grenzende Erfolge gehabt. Wie seine Kunst, so hatte auch seine Persönlichkeit etwas Unheimliches und Dämonisches und bewirkte, daß sich allerlei Sagen an seinen Namen hefteten. Seine unerhörte Fertigkeit in Doppelgriffen, seine Sicherheit in der Behandlung des Flageoletts (auch in Doppelgriffen), sein Pizzicato der linken Hand erregten das Erstaunen aller Fachleute. Überdies wußte er durch seinen tief empfundenen Vortrag der Kantilene eine romantische Zauberwelt zu erschließen und das Gemüt des Hörers aufs innigste zu rühren. Von den unter seinem Namen erschienenen Kompositionen, die zum Teil ohne Wissen des Autors in betrügerischer Absicht veröffentlicht wurden, gab P. selbst als echt an: 24 Kapricen, Op. 1,12 Sonaten für Violine und Gitarre (2 Hefte, Op. 2 und 3), 6 Quartetle für Violine, Viola, Gitarre und Violoncello (2 Hefte, Op. 4 und 5). Nach seinem Tod erschienen noch (Par. 1851): ein Konzert in Es dur, ein andres in H moll (mit dem »Glöckchenrondo«), »Le streghe« (Hexentanz), »God save the king«, »Der Karneval von Venedig«, »Il moto perpetuo«, »Non più mesta«, »1 palpiti« (sämtlich Variationen) u.a. Vgl. Schottky. Paganinis Leben und Treiben (Prag 1830); Bruni, Nicc. P. (2. Aufl., Flor. 1903); H. v. Wasielewski, Die Violine und ihre Meister (4. Aufl., Leipz. 1904); Niggli, Niccolo P. (das. 1882); Kroß, Über das Studium der 24 Kapricen Paganinis (Mainz 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 305.
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