Radetzki, Adolf Emil Alexander

[789] Radetzki. Im Jahre 1872 begründete Adolf Emil Alexander Radetzki in Berlin eine Verlagsbuchhandlung[789] unter der Firma A. E. Radetzki und verlegte Belletristik. Im Jahre 1873 kaufte derselbe die Verlagsbuchhandlung C. F. Weiß nebst Druckerei (1852 begründet). Der Verlag bestand in Kalendern aller Art, darunter 6 verschiedene Buchkalender, und in einer großen Anzahl sogenannter populärer Schriften (Kochbücher, Liederbücher, Briefsteller usw.). Später wurde noch Elektrotechnik und Schießsport verlegt. Im selben Jahre wurde R. Beuckert als Teilhaber aufgenommen und die Firma in Beuckert & Radetzki umgewandelt. Nachdem Beuckert im Jahre 1888 wieder ausgetreten, trat Richard Radetzki an seine Stelle als Teilhaber ein und die Firma lautete von da ab Gebr. Radetzki. Nach dem Tode von Rich. Radetzki (1890) blieb A. E. A. Radetzki alleiniger Inhaber bis 1901, wo er seinen Schwiegersohn Walter Otto als Teilhaber aufnahm, ohne daß dieser im Geschäft tätig war oder ist.

Radetzki trug sich mit dem Gedanken, ein Blatt, analog dem Buchhändler-Börsenblatt, zu begründen, welches dem Handel und Verkehr der Gärtner unter sich, zugleich als Fachblatt, dienen sollte. Zu diesem Zwecke studierte er 4 Semester Botanik unter gleichzeitiger Begründung einer größeren Privatgärtnerei, um die Praxis zu erlernen. So wurde alsdann ein rein gärtnerischer Verlag begründet und der gesamte Verlag anderer Richtung nach und nach verkauft.

Der heutige Verlag besteht in 38 gärtnerischen Kulturwerken, Dünger- und Bodenkunde, Obstbau usw. und einer in jetzt 16000 Auflage wöchentlich erscheinenden Fachzeitschrift von 4-5 Bogen pro Nummer, der »Berliner Gärtnerbörse«. Der Verlag wird fast ohne Ausnahme mittelst dieser Zeitschrift direkt vertrieben, nicht mehr als 10 Prozent im Buchhandel. Radetzki ist seit 24 Jahren Redakteur seines Blattes und Verfasser von 14 gärtnerischen fachwissenschaftlichen Büchern. Es werden jährlich von den Verlagswerken 11-14000 einzelne Exemplare abgesetzt, das wöchentlich erscheinende Blatt wird nur an Gärtner geliefert.

Die Druckerei arbeitet mit 7 modernster Buchdruckerpressen größten Formates, zu 75 Prozent für eigenen Bedarf; die Buchbinderei mit 6 Hilfsmaschinen, darunter eine Falzmaschine, bis jetzt Unicum, welche das Wochenblatt in Stärke von 5 Bogen, Format 50 zu 67, auf 9 zu 25 falzt, fertig bis zum Umlegen des Streifbandes. Der Betrieb wird mit 6 Elektromotoren zu insgesamt 24 Pferdekräften bewirkt. Der Verbrauch von Papier beziffert sich auf jährlich ca. 60000 Mark.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 789-790.
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