Agave

[15] Agave (Gr. M.),

1) Tochter des Phöniciers Cadmus, welcher sich, nachdem er einen Drachen, der ein Sohn[15] des Mars war, getödtet und dafür ihm acht Jahre als Sklave gedient hatte, mit Harmonia, der Tochter dieses Gottes und der Venus, vermählte und sich in Böotien niederliess. Dieser Ehe entsprangen Agave, Semele, Polydorus, Ino und Autonoë. Jupiter liebte Semele, und dieser Neigung göttliche Frucht war Bacchus, welchen jedoch Agave nicht als Gott anerkennen wollte, sondern behauptete, er sei der Sohn eines Sterblichen, und nur der Semele List habe, mit Hülfe des Vaters, es dahin gebracht, dass man glaube, Jupiter sei der Vater; dieser selbst aber habe die Frevlerin im Zorne durch den Blitz getödtet. Der Agave Sohn, Pentheus, nur wenig jünger als Bacchus, war, von seiner Mutter gereizt, Willens, den angeblichen Gott und seine Begleiterinnen, die Mänaden, zu vernichten, wesshalb er auszog, um ein Fest, das sie auf dem Berge Cithäron begingen, zu stören. Da machte der Gott alle Begleiter und Begleiterinnen des Pentheus rasend, sie sahen diesen für einen Eber an, fielen, seine eigene Mutter A. an der Spitze, über ihn her und zerrissen ihn. Die Mutter entfloh, als ihr die Besinnung zurückkehrte, kam von Theben nach Illyrien, und vermählte sich an den König Lycotherses, tödtete ihn aber später, um ihrem Vater seinen Thron zu verschaffen.

2) A., eine der Danaiden, welche ihren Gemahl Lycus, Sohn des Aegyptus, in der Brautnacht tödtete.

3) A., eine der vielen Töchter des Nereus.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 15-16.
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