Perseus

Fig. 260: Perseus
Fig. 260: Perseus

[374] Perseus, (Gr. M.),

1) einer der berühmtesten Heroen des Alterthumes, dessen Stamme Hercules entsprosste; er war von Jupiter erzeugt, der in der Gestalt eines goldenen Regens durch die Decke des Thurmes kam, in welchem Acrisius seine Tochter Danaë, aus Furcht vor einem Orakelspruche, verborgen hatte. Die Wärterin der Danaë ward ermordet, sie selbst aber, nebst ihrem Kinde, in einem Kasten dem Meere preisgegeben. Wind und Wellen trieben die Verstossene nach der Insel Seriphus, wo Dictys sich ihrer annahm, dessen Bruder Polydectes aber verrätherisch an dem zum Jünglinge erwachsenen P. handelte, indem er ihn zu dem gefährlichen Zuge gegen die Gorgonen aufmunterte. P. bestand das Abenteuer, indem er mit abgewendetem Blicke nur im Spiegel des glänzend hell polirten Schildes nach der Medusa sah und so ihr den Kopf abhieb, durch welchen er versteinert worden wäre, wenn er ihn selbst angesehen hätte. Jetzt barg er diesen entsetzlichen Kopf in einer ledernen Tasche und gebrauchte ihn als seine furchtbarste Waffe, denn wo ihm der Feinde Zahl zu mächtig wurde, da hielt er ihnen das Medusenhaupt vor und versteinerte sie. Andromeda ward des Helden Gattin; mit ihr kehrte er nach Griechenland zurück und erfüllte den Orakelspruch, welcher dem Acrisius den Tod von dem Kinde seiner Tochter gedroht, indem er bei den Leichenspielen des Königs von Larissa, in Thessalien, durch einen Discus getödtet wurde, den P. emporgeworfen. Ihm fiel nun Argos zu; dieses Reich vertauschte er jedoch gegen Tiryns, und gründete die Städte Mycenä und Midea. Ihm wurden später ganze Städte und Tempel gewidmet: zu Chemmis in Aegypten hatte er einen der bedeutendsten; dieser Ort rühmte sich sogar, sein Stammort zu sein; zu Tarsus in Cilicien ward er als Gott verehrt, auch in Athen hatte er einen Altar und eine Bildsäule von Erz. Nach einem Relief aus gebrannter Erde sehen wir auf unserem Bilde P., wie er der Medusa den Kopf abgehauen hat, aus deren Halse Chrysaor hervorgeht. Ein Liebling der Minerva und des Mercur (die Erste hatte ihm den hell polirten Schild, der Andere Pluto's unsichtbar machenden Helm und seine eigenen Flügelschuhe gegeben), ward er nach seinem Tode als Heros verehrt und unter die Sterne versetzt. So bildet er eines der nördlichen Sternbilder, nahe der Andromeda; dort erscheint er als Krieger mit geschwungenem Schwert in der einen, und mit dem Medusenhaupt in der andern Hand. Er steht mitten in der Milchstrasse, ist östlich von der [374] Andromeda, westlich von dem Fuhrmann, unterhalb oder südlich vom Stier, nordwärts von der Cassiopea begrenzt; 45 deutlich sichtbare Sterne gehören zu ihm.

2) P., Beherrscher von Dardanus zur Zeit des trojanischen Krieges; durch die Gunst seiner Gattin kam die schöne Laodice mit Acamas, dem Sohne des Theseus, zusammen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 374-375.
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