Ader

1. Ader und Geld lassen sich nicht bergen. Tendlau, 147.


2. De dredde Ader sleid naan Paen.Schambach, 14.

Durch das Wort: Die dritte Ader schlägt nach dem Pathen hin, ist die Annahme der Kirche ausgedrückt, dass durch die Gevatterschaft eine geistige Verwandtschaft entstehe, die auf die Charakterbildung des Täuflings Einfluss habe.


3. Eine Ader vom Narren hat jeder.


4. Eine goldene Ader ist der Same zu allem Hader.


5. Nachdem einer Adern hat, muss man ihn schneppen.


6. Wenn du die Ader öffnest, so sei bereit, Blut zu sehen.


7. Wer Ader lässt, muss den Puls schonen.


8. Wer eine Ader öffnen will, streicht sie erst, eh' er schlägt.

Mit Glimpf richtet man am meisten aus.


9. Wer eine Ader schlägt, muss auch verbinden können.


10. Wer nicht eine Ader vom Narren hat, ist kein Mensch.


*11. Die Ader ist reich genug.


*12. Er hat eine gute Ader getroffen.

Ein glücklicher Zufall hat ihn auf den Weg, sein Glück zu machen, gebracht.

Frz.: Il est tombé sur une bonne veine.


*13. Er hat keine Ader von ihm (von seinem Vater).

Gleicht ihm in keinem Stücke.


*14. Er hat keine gute Ader dazu.

Neigung und Geschicklichkeit fehlen ihm dazu.


*15. Es is kaan jüdische Ader an 'm.Tendlau, 675, 680.

Es fehlt ihm der jüdisch-religiöse Sinn.


*16. Es ist keine böse Ader an ihm.Tendlau, 415.


*17. Es ist keine gute Ader in ihm.

Er taugt durchaus nichts.


*18. Solange noch eine Ader in mir schlägt.

Frz.: Tant que l'âme me battra dans le corps (dans le ventre).


[Zusätze und Ergänzungen]

zu16.

In Holstein: Et is kên gode Ader in em. (Schütz, I, 69.)


19. Es wird oft Einem die Ader geöffnet und tausende müssen bluten.


20. Ich bitte, mir eine Ader zu öffnen, sagte der Dieb, als man ihn zum Galgen führte, da der erste Aderlass vor dem Tode schützen soll.


21. Lass zur Ader, lass purgiren und wenn der Kranke stirbt, begrab ihn.

Gegen die seiner Zeit herrschende und von einer ärztlichen Partei gepflegten Vorliebe für Aderlässe und Brechmittel, welche in vielen Fällen eher zum Tode als zur Genesung führten.

Port.: Sangrai-o, purgai-o, e se morrer, enterrai-o. (Bohn I, 293.)

Span.: Sangrarle y purgarle; si se murcere, enterrarle. (Bohn I, 256.)

22. Wer keine Ader öffnet, kann kein Blut fliessen sehen.Günsburg, 125, 181.


*23. Da sleit em kên Ader na.Schütz, I, 19; II, 106.

Dazu ist er nicht geneigt.


*24. Das geht mich mit keiner Ader an.Herberger, I, 466.


*25. He hett nene Ader van den Öllern.Dähnert, 3a.


*26. Die neunt' Ader (s. 2) g'räth 'n Thouten (Pathen) nach. (Franken.)


*27. Dieselbe Ader zum zweiten mal öffnen.Altmann VI, 518.


*28. Er hat ihm die Ader geschlagen.Herberger, Ib, 783.


*29. Er hat jhm die Ader recht troffen.Herberger, I, 820.


[716] *30. Es ist kein redliche Ader in jhm.Mathesy, 194b.


*31. Er hot nit kein jüdische Uder in sich.

Von Leuten, die sich über alle Religionsvorschriften hinwegsetzen.


*32. Ich denke mit keiner Ader daran.

Holl.: Daar is gen aan niga tyt, dat craan denkt. (Harrebomée, II, 22.)


*33. Sie haben ihm zur Ader gelassen.Frischbier, I, 26.

Ihm einen bedeutenden Verlust beigebracht.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Das Leiden eines Knaben

Das Leiden eines Knaben

Julian, ein schöner Knabe ohne Geist, wird nach dem Tod seiner Mutter von seinem Vater in eine Jesuitenschule geschickt, wo er den Demütigungen des Pater Le Tellier hilflos ausgeliefert ist und schließlich an den Folgen unmäßiger Körperstrafen zugrunde geht.

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon