Breslauer

1. Zehn Breslauer um einen Heller, und auch das ist noch zu theuer.

Es war im Jahre 1568, als der Tod in Breslau dermassen wüthete, dass von Juli bis December über 9000 Personen starben. Alle frohen Zusammenkünfte waren verboten, alle Häuser, worin sich Kranke befanden, verschlossen und keine Aussicht zur Besserung. Viele glaubten daher ihre Lage zu verbessern, wenigstens ihr Leben sicherer zu stellen, wenn sie die Stadt verliessen. Scharenweise sah man sie zu den Thoren hinauswanken; aber ihr Schicksal ward nicht gemildert: in keinem Dorfe nahm man sie auf, mit Hunden wurden sie davongehetzt. Zu Zwanzigen verkrochen sie sich hinter den Zäunen und kamen jämmerlich um. Von diesen Geflüchteten galt das obige schreckliche Sprichwort, das nie an einem Orte wieder seine Anwendung finden möge. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1801, S. 470.)


*2. Einen Breslauer anhauen.

Grobe Lügen machen.


[462]

* Wo der Breslauer nich hindenkt, da is der Berliner schun lange gewasen. (Schles.) – Holtei, Ein Achtel vom grossen Loose.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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