Fingertuch

* Am Fingertuche nagen.

In Jak. Ayrer's Fastnachtsspielen (1610, 57d) heisst es: »Oft lang nagen am fingertuch.« Grimm in seinem Wörterbuch (III, 1662) stellt in Frage, ob Hungertuch (s.d.) zu lesen sei. In einer sehr gut erhaltenen handschriftlichen Sprichwörtersammlung, die sich in der Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirectors Ottow zu Landeshut (Schlesien) befindet, und aus welcher ich die Redensart entnommen habe, wird als Quelle Symmict, I, 414, genannt. Seit Jahren habe ich mir, unterstützt von Freunden, die ein literarisches Interesse an der Sache nahmen, alle Mühe gegeben, die in der erwähnten Ottow'schen handschriftlichen Sammlung unter der sehr allgemeinen Bezeichnung Symmict citirte Schrift aufzufinden, aber bisjetzt vergebens. Aus den häufig auf sie Bezug nehmenden Citaten geht hervor, dass sie aus drei Bänden bestehen und ziemlich umfangreich sein muss. Wahrscheinlich ist sie nur eine handschriftliche. Auch die Ottow'sche, ein gegen 4000 Sprichwörter in Fracturschrift enthaltender Folioband, scheint nur ein erster Theil zu sein. Ich lenke bei diesem Anlass die Aufmerksamkeit der Sachkundigen darauf.

Lat.: Rore pascitur.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1025.
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