Bibliothek

* In die Bibliothek gehen.

D.h. ins Bierhaus, um den Durst zu stillen. Die Entstehung der Redensart wird so erzählt. Als der im Jahre 1875 verstorbene Baron Siegm. Kemeny in den fünfziger Jahren – er war damals Redakteur des Pesti Naplo – sich mit Bischof Danielik zu dem Zwecke verband, berühmte Bierhäuser durchzukosten, beschlossen sie, nachdem Pest und Wien nach dieser Richtung durchforscht waren, nach München zu gehen. Dort übte das königliche baierische Brauhaus eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Aber es musste doch irgend ein Grund ersonnen werden, mit dem man die Abreise rechtfertigen konnte; dieser war jedoch bald gefunden. Am nächsten Tage machten sie sich auf den Weg. Drei Tage später berichtete der Pesti [989] Naplo: »Der Redakteur unseres Blattes, Freiherr Siegm. Kemeny, ist gestern in Gesellschaft des Bischofes Danielik nach München abgereiset, um die dortige königliche Bibliothek zu studiren.« Seit damals war nun in den vertrauten Kreisen Kemeny's die Redensart: »Gehen wir in die Bibliothek« die Bezeichnung für Durststillen, ein Bierhaus besuchen. (Niederschlesische Zeitung 1876, Nr. 34.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 989-990.
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