Weisen (zeigen)

1. Lass dich weisen, so darf man dir nichts verweisen.


2. Man lässt sich gern weisen von denen, die es wohl meinen.


3. Man soll sich lassen weisen, aber nicht verweisen.Gruter, III, 67; Lehmann, 877, 31; Lehmann, II, 409, 36.


4. So ist es auf uns gewiesen und wir weisen es auch so fort.Graf, 11, 118.

Wie das Gewohnheitsrecht von einem Geschlecht empfangen wird, so wird es dem folgenden überliefert.

Mhd.: Also ist es auff vns gewiesen, vnd wir weisen es auch also forth. (Grimm, Weisth., II, 130.)


5. Was wir redlich wiesen, können wir nach besserm Berath widerrufen.Graf, 478, 646.

Der zweite Richter kann infolge eingelegter Berufung ein irriges Erkenntniss des ersten Richters durch ein richtiges ersetzen.

Altfries.: Haet so wij myt qwede rede wyset, dat moga wij myt bettera byrad weerropa. (Hettema, XVIII, 19, 140.)


6. Weise mir den Wirth, so weise ich dir den Gast.Sailer, 122.

Denn Gleiches gesellt sich gern.


7. Weisen macht wahr, sagen die breslauer Kräuterweiber.


*8. Einem weisen, wo der Zimmermann kein Loch hat hinausgemacht.Eiselein, 659.


*9. Er lässt sich weisen, aber nicht verweisen.


*10. Ich will dir weisen, wo die Katze im Heu liegt.Körte, 3329c.

Wahrscheinlich eine Drohung auf Hineinwerfen in einen mit Schmuz gefüllten Graben.


*11. Ick sall öör well wise, wor Bartell de Mostert halt.Bagel, 55.


*12. Ick war' di wîsen, wo de Timmermann 't Gatt (Loch) laten hett.Kern, 391; Schlingmann, 1362.


*13. Ick will di wîsen, wâr Abram de Mustert mâlt.Bueren, 729; Frommann, VI, 283, 719; Kern, 93; Hauskalender, III; für Kleve: Firmenich, I, 381, 5.

Ich will dich so züchtigen oder zurechtweisen, dass dir, wie beim Senfmahlen die Thränen in die Augen kommen sollen. (Stürenburg, Wb., 155.)


[139] *14. Ick will di wîsen, wâr Abram de Tôn (Zaun) uphangt.Bueren, 729; Frommann, VI, 283, 419; Lübben, Programm, 41.


*15. Ja, aber weisen macht wahr. (Hirschberg.)

Ich will's glauben, aber erst dann, wenn ich mich durch meine Sinne davon überzeugt habe.


*16. Wenn öck wies' (zeige), denn wölle se ok. Frischbier2, 4013.

Die Redensart wird gebraucht, um die Bitte abzulehnen, einen Gegenstand, mit dem man sich eben beschäftigt, zur Besichtigung zu geben, und wird gewöhnlich einem Mädchen in den Mund gelegt.


*17. Wer sich nicht will weisen lassen, geht zu Grunde.

Lat.: Ruina comitatur proterviam. (Seybold, 532.)


*18. Wis'n, wu de Timmermann 't Lock laot hät. (Altmark.) – Danneil, 275.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 139-140.
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