Becher, der

[775] Der Bếcher, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutivum das Becherchen, im Oberdeutschen Becherlein. 1) Eigentlich ein tiefes Trinkgeschirr aus Holz oder Metall, welches gemeiniglich die Gestalt eines abgestümpften Kegels hat. 2) Ein Maß, so wohl zu flüssigen, als trocknen Sachen. An einigen Orten ist ein Becher Honig, Wein u.s.f. so viel als ein Nößel. In Westphalen hält ein Scheffel Getreide sechzehn, in Basel aber acht Becher, daher in dem erstern Lande ein Becher so viel ist, als an andern Orten eine Mätze.

Anm. Becher, Nieders. Bêker, Dän. Beger, Schwed. Begare, Isländ. Bikar, Engl. Beaker, Ital. Bicchiere, in dem Lateine der mittlern Zeiten Bicarium, Picarium, Picherium, Griech. βικος, und selbst auf der Insel Epirus Pehcar, ist ein altes Wort, welches zu dem Geschlechte des Wortes Bak gehöret, welches ehedem einen jeden ausgehöhlten Körper bedeutete. S. Bake und Becken. Man schrieb es daher ehedem auch Bächer, und in einigen Oberdeutschen Gegenden spricht man es noch jetzt Bacher. Ein großer Becher wird jetzt ein Pokal genannt, siehe dieses Wort; ehedem hieß er ein Schauer oder eine Scheuer, welches Wort noch Sir. 50, 10 vorkommt. Ein Kelch ist ein Becher mit einem hohen Fuße. Wenn der Becher von Glas ist, so wird er gemeiniglich ein Glas genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 775.
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