Becher [3]

[460] Becher, 1) Joh. Joach., geb. 1625 zu Speier, wurde Professor u. Leibarzt in Mainz, 1660 kaiserlicher Hofrath in Wien, auch geheimer Rath bei dem Grafen von Hanau; in Wien in Ungnade gefallen, lebte er in Mainz, München, Harlem u. dann in London, wo er 1682 st. B. war Chemiker, der seine Wissenschaft der Physik näherte; er nahm eine Grundsäure an, von der alle anderen nur Modificationen wären, untersuchte den Verbrennungsproceß u. legte den Grund zur Stahl'schen-Theorie des Phlogistons. Er schr. u.a.: Character pro notitia linguarum universali, Frankf. 1641; Clavis et praxis super novum organum philol., ebd. 1647; Metallurgia, ebd. 1660 u.ö. (deutsch, ebd. 1661); Institutiones chemicae, Mainz 1662 u.ö.; Parnassus medicinalis, Ulm 1663, Fol.; Acta laboratorii chymici monacensis, Frankf. 1669 u.ö., mit Supplementen neu herausgeg. von Stahl, Lpz. 1735; Chemischer Glückshafen, Frankf. 1682; Närrische Weisheit u. weise Narrheit, ebd. 1686, 1706; Magnalia naturae, ebd. 1686; Alphabetum minerale, ebd. 1689, u. m.; Opuscula chemica rariora, herausgeg. von Rothscholz, Nürnb. 1419; Lebensbeschreibung von Bucher, 1682. 2) Alfred Julius, geb. 1803 (nach And. 1804) zu Manchester, studirte die Rechte in Heidelberg, Göttingen u. Berlin, kam am letzteren Orte wegen demagogischer Umtriebe in Untersuchungshaft, ließ sich in Elberfeld als Advocat nieder, redigirte dann in Köln eine Handelszeitung, wandte sich aus Liebe zur Kunst nach Düsseldorf u. wurde später Professor der musikalischen Theorien im Haag; 1840 ging er nach London als Professor an einer musikalischen Akademie u. von da 1845 nach Wien, wo er ganz der Kunst lebte u. einem besseren Geschmacke Bahn brach. Nach den Märztagen 1848 warf er sich auf die Politik u. gab die Zeitschrift: Der Radicale, heraus, worin das Militär u. Windischgrätz versönlich angegriffen wurden. Da in den Kampftagen seine Zeitschrift vor Allem zum äußersten Widerstande aufforderte, so wurde B. verhaftet, standrechtlich verurtheilt u. am 23. Nov. 18.18 zu Wien erschossen. Er schr.: Jenny Lind, 2. A., Wien 18. (7. 3) Siegfried, geb. 1806 zu Plan in Böhmen, wurde 1831 Professor der Handelsgeographie u. Geschichte am Polytechnischen Institut zu Wien, übernahm 1848 interimistisch die Leitung des österreichischen Handelsministeriums, machte im Auftrage der Regierung 1849 eine Reise durch Deutschland u. Belgien u. schied später als Ministerrath aus dem activen Staatsdienste, um an die Spitze einer großen industriellen Unternehmung zu treten. Er schr.: Handbuch zum historischen Studium, Wien 1833; Das österreichische Münzwesen von 1524–1838, ebd. 1838, 2 Bde.; Statistische Übersicht des Handels der österreichischen Monarchie während der Jahre 1829–38, Tüb. 1841; Statistische Übersicht der Bevölkerung der österreichischen Monarchie 1834–40, ebd. 1841; Die deutschen Zoll- u. Handelsverhältnisse zur Anhahnung der österreichisch-deutschen Zoll- u. Handelseinigung, Lpz. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 460.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: