Julĭus [1]

[177] Julĭus (v. lat., der Jugendliche). I. Römer: Die Julia gens war ein uraltes römisches Geschlecht, welches aus Alba Longa stammte, seinen Ursprung von Julus (s. Askanios) herleitete u. nach der Zerstörung Albas unter Tullus Hostilius nach Rom verpflanzt wurde; unter den vielen zu demselben gehörigen Familien ist bes. die der Cäsar berühmt, s. Cäsar. II. Fürsten. A) Herzog zu Braunschweig: 1) J., jüngster Sohn Heinrichs IV., geb. 10. Juli 1558, wendete sich früh der Reformation zu u. wurde deshalb von seinem streng katholischen Vater nicht geliebt; er folgte seinem Vater 1568, führte sogleich die Reformation ein, stiftete 1576 die Universität Helmstedt, erbte 1584 Göttingen u. st. 3. Mai 1589; s. Braunschweig (Gesch.) III. A) b). Er war vermählt seit 1560 mit Hedwig, Tochter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg (st. 1602); ihm folgte sein Sohn Heinrich Julius. Vgl. F. Algermann, Leben des Herzogs J., Helmst. 1823. B) Regent von Florenz. 2) (Giulio) J. von Medici, natürlicher Sohn Julians, wurde 1519 Regent von Florenz (s.d. [Gesch.] IV.) u. 1523 als Clemens VII. (s.d.) Papst. C) Herzog von Franken, s. Julius 10). D) Herzöge von Sachsen-Lauenburg: 3) J. Heinrich, Sohn des Herzogs Franz II., geb. 1586; nahm schwedische Kriegsdienste, welche er 1618 mir den österreichischen vertauschte; folgte 1656 seinem Bruder August in der Regierung u. st. 1665 in Prag; er war vermählt zuerst mit Anna von Ostfriesland, Wittwe des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden; dann mit Elisabeth Sophie von Brandenburg; aus letzter Ehe war sein Nachfolger Franz Erdmann. 4) J. Franz, geb. 1641 in Prag, Sohn des Vor., folgte 1666 seinem Bruder Franz Erdmann; er st. 29. Sept. 1689, u. mit ihm erlosch das Hans Sachsen-Lauenburg, da er aus seiner Ehe mit Hedwig Auguste, Tochter des Pfalzgrafen Christian August von Sulzbach, nur zwei Töchter hatte; s. Sachsen (Gesch.). E) Herzöge von Württemberg: 5) J. Friedrich, Herzog von Württemberg-Weitlingen, dritter Sohn des Herzogs Friedrich, geb. 1588; erhielt Weitlingen u. wurde 1631–32 Vormund seines Neffen Eberhard, s. Württemberg (Gesch.); er st. 1635 in Strasburg 6) J. Sigismund, Enkel des Vor., zweiter Sohn des Herzogs Sylvius Nimrod von Württemberg-Öls, folgte seinem Vater in Medzibor (Bernstadt) u. st. zu Anfang des 18. Jahrh. III. Päpste. 7) J. I., ein Römer, wurde 337 nach Marcus Papst u. st. 12. April 352; in den Athanasianischen Streitigkeiten[177] beschützte er den Athanasius. 8) J. II, eigentlich Julianus della Rovere, aus Albezzola; wurde von seinem Oheim, Papst Sixtus IV., zum Bischof u. 1471 zum Cardinal erhoben, ging unter Alexander VI. nach Frankreich u. wurde nach Pius III. 1503 zum Papst gewählt; er war ein kriegerischer Mann, vertheidigte mit Glück die Romagna gegen Venedig u. trat 1508 der Ligue von Cambray bei, wurde aber 1510 ein Widersacher Frankreichs u. Ferraras u. schloß den Heiligen Bund mit Venedig, Spanien. England u. der Schweiz; er st. 21. Febr. 1513 unter großen Plänen für die Vermehrung der Macht des Päpstlichen Stuhles; er ehrte die Künste des Friedens, vermehrte die Bibliothek der Jacobiner (Bibliotheca Julia) u. legte den Grund zur Peterskirche. 9) J. III., eigentlich J. Maria Giocchi, geb. in Rom, von niederer Abkunft; nahm später den Namen del Monteau (weil seine Familie von Monte Sovino im Florentinischen stammte); war erst Bischof von Palästrina, unter Paul III. Erzbischof von Sipanto, 1536 Cardinal, als Legat zur Eröffnung des Concils nach Trident geschickt, wo er sich des päpstlichen Interesses sehr annahm u. hauptsächlich veranlaßte, daß dasselbe gegen Kaiser Karls V. Willen nach Bologna verlegt wurde; er bestieg 1550 nach Paul III. den Päpstlichen Stuhl; ein unthätiger Kirchenfürst, aber ein großer Freund der Jesuiten u. ein Lebemann, welcher am 23. März 1555 an den Folgen seiner Ausschweifungen starb. IV. Bischof von Würzburg. 10) J. Echter von Mespelbrunn, geb. 18. März 1545 zu Mespelbrunn im Hochstifte Mainz, erhielt schon 1555 ein Canonicat in Würzburg u. 1559 in Mainz, studirte in Mainz, Köln, Löwen, Douay, Paris u. Pavia, wurde 1569 Domscholastiker, bald darauf Domdechant u. 1. Decbr. 1573 Fürstbischof von Würzburg. Sein Hauptaugenmerk war auf die Befestigung u. Erhöhung seines Ansehens im Reiche, sowie auf die Hebung u. Verbesserung des relgiösen u. geistigen Lebens in seinem Stifte gerichtet: Kaiser Rudolf II. bediente sich seiner mehrere Male, bes. 1578 u. 1579 bei den Unruhen in den Spanischen Niederlanden u. als Geschäftsträger in den Angelegenheiten des Reichs, u. J. war einer der eifrigsten Theilnehmer u. Förderer der Liga. Seine Streitigkeiten mit dem Abte in Fulda, wegen dessen Abdankung u. Überlassung der Verwaltung der Abtei Fulda an ihn selbst, entschied der Papst u. auch 1602 der Kaiser gegen ihn. Um den Gefahren zu steuern, welche dem Katholicismus durch die immer zunehmende Verbreitung der Evangelischen Lehre auch in dem Bisthum Würzburg drohten, war J. auch auf die Organisation der inneren Angelegenheiten seines Stiftes u. auf die Reformation seiner Kirche bedacht; er verbesserte daher das Unterrichtswesen, errichtete mehrere Volksschulen u. Gymnasien u. gründete 1582 die Universität in Würzburg. Die theologischen u. philosophischen Lehrstühle übertrug er den Jesuiten u. errichtete drei Collegien, welche später unter dem Namen St. Kiliansseminar vereinigt wurden. Aber die evangelischen Pfarrer u. Schullehrer u. selbst die weltlichen Beamteten dieses Glaubens entsetzte er ihrer Ämter u. trieb sie aus dem Lande; das Volk suchte er durch Missionen u. Visitationsreisen der Katholischen Kirche zu erhalten od. wieder zu gewinnen. Ebenso war J. auf die Abstellung der Sittenlosigkeit des Clerus u. der Herstellung einer entsprechenden Bildung der Geistlichen bedacht u. suchte durch seine Constitutiones pro cultu divino, Statuta ruralia pro Clero. 1584 (deutsch 1589), durch mehrere Antiphonien u. Psalterien (1602 f.), durch ein Missale dem Cultus aufzuhelfen; er gründete auch das Juliushospital in Würzburg (s.d.) u. st. 13. Sept. 1617. Monumente wurden ihm errichtet vom Fürstbischof Joh. Philipp u. neuerdings vom König Ludwig I. von Baiern. Vgl. J. N. Buchinger, J. Echter von Mespelbrunn, Würzb. 1843. V. Andere Personen. 11) J. Romanus, so v.w. Giulio Romano.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 177-178.
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