Ferrāra [1]

[204] Ferrāra, 1) ehemaliges Herzogthum in Italien, s. Ferrara (Gesch.); 2) Legation des Kirchenstaats, grenzt im W. an die Legation Bologna u. an Modena, im N. an die Lombardei u. Venedig davon durch den Po geschieden), im O. an das Adriatische Meer u. im S. an die Legation Ravenna; ist größtentheils niedrig u. sumpfig, bes. nach den Mündungen des Po zu, wo die Sümpfe von Comacchio sind, von vielen Flüssen (Panaro, Po di Maestra, Po di Goro, Po di Volano, Reno, Santerno, Senio, Po di Primaro) u. Kanälen durchschnitten, im Ganzen ungesund, aber fruchtbar an Getreide, Wein, Oliven. Hanf, Flachs, Seide u. reich an Weideland, daher die Viehzucht stark betrieben wird; beträchtlich ist auch die Fischerei; 493/4 QM. mit 229,000 Ew. in den 2 Districten F. u. Lugo; 3) Hauptstadt darin, am Po di Volano u. dem Pamfiliokanal; hat Erzbischof, Cardinallegaten, Legationsbehörden, Citadelle (mit österreichischer Besatzung), Kathedrale von 1135 mit dem Grabmal Papst Urbans III., die Kirche S. Francesco, die Benedictinerkirche mit dem Grabmal Ariosts, nebst vielen anderen Kirchen u. Klöstern; eine alte, von Albert gestiftete u. durch Niclas III. 1402 erneuete, zur französischen Zeit aufgehobene, seit 1824 wieder hergestellte Universität für Medicin u. Rechtswissenschaft, militärische u. andere Schulen, ansehnliche Paläste, darunter der Palazzo Ducale (ein von Mauern u. Graben umgebenes Schloß, ehemals Sitz der Fürsten von Este, jetzt des Cardinallegaten), Diamantenpalast (Ercole-Villa), Palast del Magistro, wo die Academie Ariostea ihre Sitzungen hält, Piazza Ariostea, mit Ariosts Statue, viele milde Stiftungen (Annenhospital, einst Tassos Gefängniß), 3 Bibliotheken mit alten Manuscripten Ariosts, Guarinis u. Tassos, Botanischen Garten, Schauspielhaus; Seidenweberei, Fischerei, Handel mit Getreide, Wein, Fleischwaaren; 25,000 Ew., darunter über 2000 Juden. Geburtsort von Guarini, Tibaldi, Tosti, Bentivoglio u. vielen Künstlern. In der Nähe Lustschloß Bel Riguardo, Schauplatz der Liebe Tassos zur Eleonore von Este.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 204.
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