Färben

[43] Färben, verb. reg. welches in doppelter Gattung gebraucht wird.

I. Als ein Activum, eine Farbe geben, d.i. einen Körper so verändern, daß er dem Auge andere Farben zuschickt als vorher; wo es doch nur von einigen besondern Arten dieser Verrichtung gebraucht wird, welche sich dadurch von dem Anstreichen, Mahlen u.s.f. unterscheiden. Färbende Körper, welche andern Körpern eine gewisse Farbe mittheilen. Der Indig färbt blau, Grünspan grün. Wachs färben, Glas färben, gefärbtes Glas, wo der färbende Körper mit der ganzen Masse des Glases u.s.f. verbunden wird. Einen flüssigen Körper grün, roth u.s.f. färben. Kupfer färbt das Scheidewasser blau. Gefärbtes Wasser. Ingleichen durch Auftragen der Farbe auf die Oberfläche eines Körpers, wenn es ohne Kunst geschiehet. Kreide färbt die Hände weiß, Kienruß schwarz. Den Schnitt der Bücher färben, bey den Buchbindern, welche auch das Leder zu färben pflegen. Besonders wenn solches vermittelst einer Beitze geschiehet. Elfenbein, Holz, Knochen, Stroh u.s.f. färben. Im Niedersächsischen ist dieses Wort auch für anstreichen üblich. Auch das Auftragen des Goldes auf das Leder, bey dem Flanderischen oder Französischen vergoldeten Leder wird färben genannt. Die Sonne färbt die Körper, wenn sie durch ihre Strahlen die Oberfläche derselben so verändert, daß sie nunmehr andere Lichtstrahlen zurück werfen als vorher. Die Furcht zu beleidigen färbte seine Wangen, er ward roth. Am häufigsten gebraucht man dieses Wort von den Zeugen, und deren Bestandtheilen, wenn ihnen durch Eintauchen eine gewisse Farbe gegeben wird; S. Färber. Seide, Wolle, Garn, Baumwolle färben. Tuch, Leinwand u.s.f. färben. Das Reciprocum sich färben wird auch von manchen Körpern gebraucht,[43] wenn sie nach den Gesetzen der Natur eine gewisse Farbe bekommen. So färben sich die Trauben, die Äpfel u.s.f. wenn sie reifen, Hirsche und Wildbret, wenn sie neues Haar bekommen. Figürlich bedeutet das Mittelwort gefärbt so viel als falsch. Gefärbte Freundschaft, wo doch der Gegensatz ungefärbt üblicher ist. Das Hauptwort die Färbung wird wenig gebraucht.

II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, eine gewisse Farbe bekommen, wo doch dieses Wort nur bey den Jägern anstatt des Reciproci sich färben üblich ist. Das Wildbret färbet des Jahres zwey Mahl, der Hirsch drey Mahl, d.i. es haaret sich.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried gifarauuan. Bey dem Tatian und Notker ist surbin reinigen. Im mittlern Lat. ist Forbator, und im Franz. fourbisseur, ein Polirer.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 43-44.
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