Hund, der

[1318] Der Hund, des -es, plur. die -e, Dimin. das Hündchen, Oberd. Hündlein, Fämin. die Hündinn, plur. die -en, der Nahme eines bekannten vierfüßigen fleischfressenden Hausthieres mit fünf Zehen und einem nach der linken Seite umgekrümmten Schwanze. 1. Eigentlich, wo es eine Menge besonderer Arten dieses Thieres gibt, welche durch allerley Zusammensetzungen näher bestimmt werden. S. Jagdhund, Schooßhund, Haushund, Hofhund, Leithund, Wasserhund, Spürhund Dachshund, Hühnerhund, Windhund, Kettenhund, Schäferhund, u.s.f. Hunde halten. Etwas für die Hunde werfen. Jemanden mit Hunden hetzen. Einen Hund abrichten. Jemanden wie einen Hund halten, ihm wie einem Hunde begegnen, auf das verächtlichste. Der Hund ist wegen seiner Treue und Geschicklichkeit zur Jagd von einer guten, wegen mancher bösen Eigenschaften aber auch von einer schechten Seite bekannt, und zugleich sehr oft ein Gegenstand der äußersten Verachtung, besonders in den warmen Morgenländern, wo man die Hunde wegen ihres Geruches nie in den Zimmern und Häusern duldet. Diese Umstände, und die viele Gemeinschaft, welche die Menschen von den ältesten Zeiten an mit diesem Thiere gehabt haben, haben zu einer Menge so wohl figürlicher R.A. als auch Sprichwörter Anlaß gegeben, welche doch insgesammt in die Sprache des niedrigen Lebens gehören. Er muß es haben als hätte ihn ein Hund gebissen, er muß es ungeahndet, ungeklagt hingehen lassen. Du wirst am Ende noch Hunde führen müssen, in die verächtlichste Armuth gerathen. Da liegt der Hund begraben, das ist der Grund der Sache, das ist es, worauf es ankommt; welche R.A ohne Zweifel von einem einzelnen jetzt unbekannten Falle herrühret. Der bekannte Pasquillant Lemnius behauptet in seiner seltenen Monachopornomachia, Luther habe durch eine gewisse sträfliche Handlung dazu Anlaß gegeben. Viel Hunde sind des Hasen Tod. Es wird ihm bekommen, wie dem Hunde das Graßfressen, d.i. übel, weil die Hunde, wenn sie zur Verbesserung des verdorbenen Magens sich ein Erbrechen erregen wollen, Graß zu fressen pflegen. Der Knüttel liegt bey dem Hunde, die eingeschränkten Umstände erlauben es nicht. Damit kann man keinen Hund aus dem Ofen locken, vielleicht, hinter dem Ofen vorlocken, d.i. die Sache hat nicht den geringsten Nutzen. Todte Hunde beißen nicht. Er ist so bekannt, wie ein bunter Hund. Mit gezwungenen Hunden ist übel jagen. Komme ich über den Hund, so komme ichh auch über den Schwanz, überwinde ich das größere Hinderniß, so werde ich auch mit dem kleinern fertig werden. Je fetterer Floh, je magerer Hund, reiche Beamten machen gemeiniglich arme Bauern. An Riemchen lernen[1318] die Hunde Leder kauen, man gewöhnt sich nur stufenweise an das Laster. Er gehet wie ein begossener Hund, mit muthloser Scham. Zwey Hunde an Einem Knochen vertragen sich selten; und andere mehr. 2. Figürlich. 1) Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt, ist der fliegende Hund eine Art großer Fledermäuse, welche in Asien und Amerika angetroffen werden, und den Menschen in der Nacht das Blut aussaugen; Vespertilio Vampyrus L. der Hundskopf. Der Seehund ist ein anderes zu den Fischen gehöriges Thier, S. dasselbe. 2) Der große Hund, in der Astronomie, ein aus neunzehen Sternen bestehendes Gestirn unter dem Orion; S. Hundsstern. Der kleine Hund, ein anderes Gestirn, welches nur aus acht Sternen, bestehet; Procyon. 3) Ein niedriges, mit der tiefsten Verachtung verknüpftes Schimpfwort eines nichtswürdigen, lasterhaften, verächtlichen Menschen. Haußen sind die Hunde, Offenb. 22, 15. Die Wenden, Heiden und Türken pflegte man ehedem in der harten und niedrigen Schreibart nur Hunde zu nennen. So auch in den Zusammensetzungen Bluthund, Lumpenhund u.s.f.

Anm. 1. Schon in den Baierischen Gesetzen Hona und Hunt, bey dem Ottfried, Notker und im Tatian Hunt, Hund, im Engl. Hound, im Angels. Hunde, im Nieders. Dän. und Schwed. Hund, im Isländ. Hund und Hun, bey dem Ulphilas Hunds, im Wallisischen Cwn, im Lat. Canis und im Griech. κυων. Das letztere stammet, wie Plato ausdrücklich versichert, von den Barbarn, d.i. Scythen, her, und darf man bey einem so alten Worte es wagen, seiner Quelle nachzuforschen, so scheinet die Geschwindigkeit dieses Thieres, und dessen Geschicklichkeit zur Jagd zu dessen Bennenung Anlaß gegeben zu haben. Im Angels. ist huntian, und bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern hunten, jagen, verfolgen, im Engl. to hunt. Das Wallis. huntian bedeutet herum schweifen, das Wend. honin treiben, hanicz jagen, Honitwa die Jagd, und Haink, Haiz, einen Jäger, welcher letztere auch im Angels. Hunta genannt wird. Hund ist auf diese Art eben so viel als der Nahme Wind, Windspiel, welcher eine besonders flüchtige Art von Hunden bezeichnet; S. dasselbe, ingleichen Hunzen 2.

Anm. 2. Hund ist eine allgemeine Benennung, welche alle Arten dieses Thieres, so wie dessen beyde Geschlechter ausdruckt. Sollen die letzern besonders bezeichnet werden, so heißt ein solches Thier männlichen Geschlechtes in engerer Bedeutung der Hund, sonst aber auch die Rätte; das weibliche aber die Hündinn und im gemeinen Leben die Petze, anderer in den Mundarten üblichen Nahmen zu geschweigen, welche bey dem Worte Petze angeführet werden; denen man noch das Schlesische Lutsche, im Oberd. Lusch, das gleichfalls Oberdeutsche Zaupe, das Liefländische Tausch, das Nieders. Thöle, beyfügen kann, welches letztere mit dem Griech. Θƞλυ, femella, überein kommt. Junge Hunde werden so wohl bey den Jägern, als in Niedersachsen Wölfe, junge Wölfe, genannt, bey den Ottfried Vuelfa, im Engl. Whelps, S. Wolf. Übrigens hat man im gemeinen Leben noch mehr einfache Wörter, so wohl einen Hund überhaupt, als auch besondere Arten derselben zu bezeichnen. Ein großer starker Hund heißt ein Rüde, und in Niedersachsen mit Verachtung eine Thöle, ein Bauerhund in Niedersachsen ein Köter, ein grober großer Hund mit Verachtung ein Räkel, und wenn er ein herab hangendes Maul hat, im Hannöv. ein Lobbe, an andern Orten ein Muffel, ein Hund mit herab hangenden Ohren, ein Bracke, ein Mittelhund mit krausen filzigen Haaren, ein Pudel u.s.f. S. auch Dogge, Blendling, Windspiel, Stäuber, Mops und so ferner.[1319]

Anm. 3. Man hat viele mit diesem Worte zusammen gesetzte Nahmen solcher Pflanzen, welche entweder einen unangenehmen Geruch haben, weil man so wohl im Niedersächsischen als Wendischen zu sagen pflegt, es stinkt wie ein Hund; oder doch schlechter, geringer und verächtlicher sind, als andere ihrer Art. In einigen ist auch eine oder die andere Ähnlichkeit mit irgend einem Theile eines Hundes der Grund der Benennung. Viele Zusammensetzungen werden im gemeinen Leben mit dem Plural Hunde – gemacht, die man in der anständigen Sprechart lieber mit Hunds – bildet; wie Hundefliege, Hundekopf, Hundekoth u.s.f. wovon man die meisten in Hunds – zu suchen hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1318-1320.
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