Rath (1), der

[947] 1. Der Rath, des -es, plur. die Räthe, ein für sich allein großen Theils veraltetes Wort, welches 1) * ehedem die Versammlung, Menge, und figürlich den Reichthum, ingleichen die Macht, den Vorzug bedeutete. In der Bedeutung de Menge scheinet es noch in unserm Vorrath zum Grunde zu liegen, wofür Hornegk noch das einfache Rat gebraucht. Auch 3 Rath, so fern es von einer Versammlung mehrerer in allgemeinen Angelegenheiten gebraucht wird, könnte hierher gerechnet werden, wenn nicht die Bedeutung des Überlegens und Rathgebens natürlicher wäre. Das Schwed. Råd und Isländ. Rad bedeutet noch jetzt so wohl Menge, als auch Vermögen, Macht, und eben daselbst ist råda vorstehen, regieren. Unser reich, vielleicht auch richten, in der allgemeinen Bedeutung des Regierens, Vorstehens, scheinen nur im Endlaute davon unterschieden zu seyn, so wie Rotte, Rudel und andere unstreitig zu dessen Verwandtschaft gehören. Der erste Begriff, von welchem alle diese Bedeutungen nur Figuren sind, ist ohne Zweifel der Begriff des Geräusches, (S. Rad,) welcher mit der Versammlung mehrerer unzertrennlich verbunden ist, und wovon Menge, Größe, Macht, sehr natürliche Figuren sind. 2) Vermuthlich gehöret hierher auch die noch im gemeinen Leben und nur in der vertraulichen Sprechart völlig gangbare R.A. etwas zu Rathe halten, sparsam, wirthschaftlich damit umgehen, eigentlich wohl, es beysammen zu erhalten suchen, so daß Rath hier den Begriff der Menge hat. Das Seinige zu Rathe halten, sparsam[947] damit umgehen, Nieders. to Rade, oder to Rae hegen, von hägen, sparen. Sein Geld übel oder schlecht zu Rathe halten, es unnütz ausgeben, nicht klüglich damit umgehen. Wer ein geringes nicht zu Rath hält, der nimmt für und für ab, Sir. 19, 1. Wer ihr vorwirft, daß sie das Ihrige nicht zu Rathe hält, der kann diese Verleumdung in Ewigkeit nicht verbethen, Gell. Außer dieser einzigen Redensart ist das Hauptwort in diesem Verstande nicht mehr üblich, daher die Stelle Sir. 36, 26, wer eine Hausfrau hat, der bringet sein Gut in Rath, der erhält und vermehret sein Vermögen, nicht nachzuahmen ist. Frisch leitet es in diesem Verstande von reit, bereit, paratus, her; allein, der Begriff der Menge, der aus der ersten Bedeutung erweislich ist, ist natürlicher und wahrscheinlicher. S. Rathsam, Räthlich und Vorrath.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 947-948.
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