Der General Jourdan

[278] Der General Jourdan ist aus Limoges gebürtig, und war schon unter Robespierre Befehlshaber der Nordarmee. Ob er gleich einmahl das Unglück hatte, diesem Demagogen zu mißfallen, so entging er doch der Guillotine, welche größten Theils das endliche Schicksal der abgesetzten Generale war. Er gewann im Juni 1794 die berühmte Schlacht bei Fleurus, und wurde dadurch Herr von den Niederlanden. Nachdem Pichegrü das Commando bei der Rheinarmee aufgegeben hatte, kam er an seine Stelle, und unternahm im Sommer 1796 den berühmten Ueberfall am rechten Rheinfer, wodurch er sich in den Besitz der meisten Herrschaften des Fränkischen Kreises setzte und bis Böhmen vorzudringen drohte. Dieses Unternehmen wurde bekanntlich durch die Tapferkeit der Oestreichischen Armeen, welche der Erzherzog Carl anführte, vereitelt, und Jourdan zu einem Rückzuge genöthigt, welcher für ihn selbst die üble Folge hatte, daß Bournonville an seiner Stelle das Commando übernehmen mußte. Jourdan besaß das volle Zutrauen seiner Soldaten, und war im Siege eben so bescheiden als standhaft im Mißgeschick. Die gänzliche Indisciplin, die bei seiner Armee eingerissen war, veranlaßte die Greuelthaten, welche diesen Rückzug der Franken bezeichneten; und Jourdan vermochte es nicht, die Bedrängten durch sein Ansehen vor der Wuth der Soldaten zu schützen. Er rechtfertigte in Paris sein Betragen, trat vom Kriegsschauplatze ab, und kehrte nach Limoges, seiner Vaterstadt, in den Privatstand zurück.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 278.
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