Der General von Montesquiou

[169] Der General von Montesquiou war ein thätiges Mitglied der constituirenden National-Versammlung, und daselbst mit der Einrichtung des Finanzfachs beschäftigt, wovon nur Wenige eine so genaue Kenntniß besaßen als er. Im Jahre 1792 wurde er zum Genera; der Italiänischen Armee erwählt, und eroberte Savoyen in demselben Zeitpunkt, als man im Convent ein Anklage-Decret gegen ihn abgab. Man gab vor, daß er als ein ehemahliger Adlicher das Vertrauen der Nation verloren habe; aber eigentlich war es bloß Privathaß, dem er aufgeopfert wurde. Danton war sein Feind; und der ränkevolle Claviere, dermahliger Finanzminister, konnte es ihm nicht verzeihen, daß er die Republik Genf so schonend behandelt hatte. Montesquiou, der wohl sah, daß selbst glänzendes Waffenglück der Verläumdung den Mund nicht stopfen konnte, entzog sich dem Arrest-Decret durch eine schleunige Flucht, und lebte seitdem im Verborgenen in der Schweiz. Im August 1795 erhielt er durch einen feierlichen Beschluß des National-Convents Erlaubniß, nach Frankreich zurückzukehren. Er hat sich seitdem wieder mit Speculationen über die Finanzen beschäftigt, und einige Schriften darüber bekannt gemacht. Es ist sonderbar, daß ein so aufgeklärter Kopf sich vor der Revolution Jahre lang mit der Ausführung des Beweises beschäftigen konnte, daß sein Geschlecht unmittelbar von Clodwig abstamme, und deßwegen unter allen adlichen Geschlechtern in Frankreich das vorzüglichste sei. Er starb zu Paris d. 28. Dec. 1798.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 169.
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