Jourdan

[47] Jourdan (spr. Schurdang), 1) Mathieu Jouve), geb. 1749 in St. Just bei Puy, war nach u. nach Fleischer, Schneidergeselle, Contrebandirer, Soldat, Stallknecht, 1787 Weinschenker u. in der Revolution einer der grausamsten Enragés in Paris. Weil er den beiden Garde du Corps im Schloß von Versailles am 6. Oct. 1789 die Köpfe abschnitt, so hieß er Kopfabschneider (Coup tête). Er wurde, um sich seiner zu entledigen, nach Avignon geschickt, wo er Krapphändler wurde. Doch auch hier verbreitete er mit einer bewaffneten Horde Verwüstung u. Mord, bis er 1794 verhaftet u. hingerichtet wurde. 2) Jean Baptiste, geb. den 29. April 1762 in Limoges, Sohn eines Chirurgen, wurde 1788 gemeiner Soldat, focht zuerst in Nordamerika, trat 1790 als Capitän in die reitende Nationalgarde, wurde 1791 Bataillonschef bei der Nordarmee u. 1793 Brigade- u. Divisionsgeneral. Er erhielt den Oberbefehl, schlug den Prinzen Josias von Koburg bei Wattignies, trat jedoch sein Commando an Pichegrü ab u. erhielt an Hoches Stelle das der Moselarmee. Hier vereinigte er sich mit dem rechten Flügel der Nordarmee, ging über die Sambre u. siegte entschieden bei Fleurus. 1795 überschritt er den Rhein, konnte sich dort aber nicht halten, kam an Pichegrüs Stelle als Oberbefehlshaber der Rheinarmee, ging 1796 wieder über den Rhein u. drang gegen Böhmen u. Regensburg vor, allein der Erzherzog Karl schlug ihn bei Würzburg; Beurnonville erhielt seine Stelle, u. er selbst kehrte nach Limoges zurück. 1797 wurde er Mitglied des Rathes der Fünfhundert u. zeigte sich überall als gemäßigter Republikaner; 1799 erhielt er das Commando über die Donauarmee, ging den 1. Mai über den Rhein, wurde aber vom Erzherzog Karl bei Stockach geschlagen u. von Massena abgelöst. 1800 erhielt er die Verwaltung Plemonts, wurde 1802 Staatsrath, 1803 Chef der italienischen Armee, 1804 Marschall von Frankreich u. Graf, 1806 Obergeneral in Italien u. 1808 in Spanien Josephs Majorgeneral; aber 1809 verließ er das spanische Heer 1809 aus Verdruß, da Alles schlecht ging u. ihm die Schuld gegeben wurde; allein 1812 mußte er wieder nach Spanien, wo er 1813 die Schlacht von Vittoria verlor u. darauf nach Rouen ging. 1814 Gouverneur der 15 Militärdivision, erklärte er sich für Ludwig XVIII.; zog sich während der Hundert Tage zurück, erhielt dennoch von Napoleon die Pairswürde u. den Befehl, Besançon zu vertheidigen. Nach Ludwigs Rückkehr präsidirte er dem Kriegsgericht über Ney u. fiel, als sich dasselbe für incompetent erklärte, in Ungnade, wurde jedoch 1817 Gouverneur der 7. Militärdivision u. 1819 Pair, 1830 nach der Julirevolution Commandant des Invalidenhauses u. st. den 23. Nov. 1833 in Paris. 3) Athanase Jean Leger, geb. 1791 in St. Rubin des Chaumes, wurde 1812 Advocat in Paris, ward zweimal vom Justizministerium nach England geschickt, um die dortigen Friedensgerichte u. das Colonialwesen kennen zu lernen, u. st. 1826 zu Deal; er schr.: Relation du concours ouvert à Paris, Par. 1819; Recueil des anciennes loix françaises, ebd., 4 Bde.; Code des chemins vicinaux, ebd. 1825. Auch besorgte er mit Blondeau u. Ducarroy eine Ausgabe der Institutiones des Casus u. gab die von A. Mai entdeckten Fragmenta juris romani vaticana heraus.[47]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 47-48.
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