Masséna

[949] Masséna, Andre M., Herzog von Rivoli u. Fürst von Esling, geb. den 6. Mai 1758 in Nizza; Anfangs zum Kaufmann bestimmt, machte er zwei Seefahrten mit, trat 1772 unter das französische Regiment Royal-Italien, wurde Unteroffizier, nahm aber 1789 den Abschied. In der Revolution trat er in das Freiwilligenbataillon Var ein u. wurde 1792 Adjutantmajor u. Anfang 1793 Brigade-, Ende dieses Jahres Divisionsgeneral u. zeichnete sich als solcher in Führung des Gebirgskrieges in Piemont, bes. bei Sargio, aus, wo er 60 Kanonen u. alle feindlichen Magazine eroberte. Ebenso that er sich 1794 als Commandant des rechten Flügels der französischen Armee gegen die Österreicher u. Sardinier, bes. bei Loano, hervor. 1796 führte er unter Bonaparte eine Division, welche den Sieg bei Rivoli entschied. 1797 löste er Berthier im Oberbefehl über Rom ab, legte jedoch hier das Commando, da Unordnungen unter den Truppen einrissen u. die Römer sich empörten, nieder. 1798 befehligte er in der Schweiz u. schlug 1799 die Österreicher u. Russen bei Zürich, konnte aber das Vordringen der Österreicher unter Melas in Italien bis zum Var nicht hindern. Nach dem 18. Fructidor erhielt M. den Auftrag, Genua gegen die Österreicher zu vertheidigen, u. er hielt sich hier nicht nur tapfer, sondern schlug den General Ott in mehrern Ausfällen; doch endlich mußte er im Juni capituliren. Bald darauf folgte die Schlacht von Marengo, u. die Österreicher mußten Genua wieder herausgeben, worauf M. Oberbefehlshaber der neuen Armee von Italien wurde. Vom Seine-Departement in den Gesetzgebenden Körper gewählt, wohnte er den Verhandlungen selten bei, sondern lebte zurückgezogen zu Ruel auf dem Lande. Bei Errichtung des Kaiserreichs (1804) wurde er Marschall von Frankreich, erhielt 1805 den Oberbefehl in Italien u. hielt sich mit 40,000 Mann nicht nur gegen den Erzherzog Karl, sondern hinderte denselben auch, Diversionen nach Deutschland zu machen. Nach dem Frieden von Presburg setzte er 1806 Joseph Napoleon in Neapel ein, eroberte Gaëta u. zwang die gelandeten Engländer, sich wieder einzuschiffen.1807 übernahm er nach der Schlacht von Eilau den Oberbefehl über den rechten Flügel der französischen Armee. Nach dem Frieden wurde er zum Herzog von Rivoli ernannt u. erhielt ansehnliche Dotationen. Damals verlor er auf der Jagd bei St. Cloud das linke Auge. Im Kriege gegen Österreich 1809 befehligte er auf dem rechten Donauufer, gewann das Treffen bei Pfaffenhofen, nahm an dem von Eckmühl u. Landshut Theil, verfolgte Hiller u. den Erzherzog Johann, bezwang die Position von Ebersberg an der Traun u. focht bei Aspern den 21. Mai; er deckte hierauf den 22. Mai den Rückzug, befehligte dann auf der Insel Lobau u. machte die Schlacht von Wagram mit. Nach dem Frieden erhielt er den Titel Fürst von Esling. 1810 sollte er in Spanien die Briten zwingen, sich wieder einzuschiffen; er drang unter vielen Schwierigkeiten mit 38,000 M. in Portugal ein, nahm Ciudad Rodrigo u. Almeida, machte einen vergeblichen Angriff auf Busaco, blieb einige Monate vor den befestigten Linien vor Lissabon stehen, war aber, da er seine Gegner nicht zum Kampf im offenen Felde bringen konnte u. die versprochenen Verstärkungen nicht erhielt, nach fünf Monaten genöthigt, sich zurückzuziehen; er versuchte hierauf das von den Engländern be lagerte Almeida zu entsetzen, um die Garnison an sich zu ziehen, u. griff hierbei die Briten bei Fuentes d'Honor an, mußte sich aber nach Salamanca zurückziehen. Anfangs 1812 abberufen, kehrte er nach Frankreich zurück, fiel in Ungnade u. erhielt trotz seines Ansuchens kein Commando in Rußland,[949] sondern den Oberbefehl über die achte Militärdivision in Lyon. Hier blieb er 1813 u. 1814. Während der ersten Restauration wurde er von Ludwig XVIII. zum Pair ernannt; befehligte 1815 in Toulon u. blieb dem König treu. Nach der zweiten Abdankung Napoleons zum Commandanten der Nationalgarde von Paris berufen, konnte er nur wenig wirken. Zum Kriegsgericht über den Marschall Ney bestimmt, erklärte er sich für incompetent, zog sich dann ins Privatleben zurück u. st. den 4. April 1817. Er liegt auf dem Père-la-Chaise beerdigt, wo ihm ein Obelisk von weißem Marmor errichtet ist.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 949-950.
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