Obelisk

[173] Obelisk (v. gr.), hoher, vierseitiger, sich nach oben verjüngender (daher Spitzsäule) u. mit einem Pyramidion schließender, auf eine niedrige, etwas breitere Basis, als der O. selbst ist, gestellter Pfeiler, dergleichen von Mittelägypten bis nach Nubien zahlreich vorkommen. Die O-en bestehen gewöhnlich aus Granit, seltener aus Kalkstein od. weißem Marmor u. sind aus Einem Stück gearbeitet (Monolithen), namentlich aus den Steinbrüchen von Syene. Die Höhe ist von 50–150 Fuß; die Verjüngung beträgt gewöhnlich 1/3, das Verhältniß der unteren Breite zur Höhe ist 1: 9 bis 12. Sie waren entweder glatt od. mit Hieroglyphenschrift bedeckt, u. zwar bald nur theilweis, bald auf allen vier Seiten. Sie standen bes. vor Tempeln u. hatten vorzugsweise religiöse Bedeutung, dienten vielleicht auch zu astronomischen Zwecken. Ihre Errichtung hörte mit der persischen Herrschaft in Ägypten auf. Die berühmtesten O-en waren in Heliopolis u. Theben in Oberägypten; in Alexandria ist ein O. bekannt als Nadel der Kleopatra (s.u. Alexandria), er ist aber nicht ursprünglich hier aufgerichtet, sondern unter den Ptolemäern alt hierher geschafft; ein anderer liegt daneben zu Boden. Die römischen Kaiser ließen mit viel Mühe u. Kosten O-en aus Heliopolis holen, um Rom damit zu zieren. Augustus ließ zwei nach Rom bringen; der eine wurde auf dem Campus Martius aufgestellt, von dem Astronomen Manilius zu einem Gnomon eingerichtet u. oben mit einer Kugel versehen; der andere, der Flaminische, wurde auf dem Circus maximus aufgestellt. So brachten auch Caligula den Vaticanischen, jetzt vor der Peterskirche, u. Claudius u. Caracalla O-en nach Rom; der von Constantin II. 357 n. Chr. nach Rom geführte, jetzt der Lateranische genannte, ist der größte u. schönste, aus der Zeit des Königs Rhamses, er stand auf dem Circus maximus. Diese O-en in Rom wurden in den Zerstörungen der Völkerwanderung umgeworfen u. in Schutt vergraben. Papst Sixtus V. ließ seit 1585 vier davon durch Fontana wieder ausgraben u. aufrichten, unter anderen den vor der Kirche Maria del Popolo; in der Folge sind noch mehre aufgestellt worden, der Lateranische O., welcher in drei Stücke zerbrochen war, wurde 1588 wieder aufgestellt, er ist 144 Palmen hoch. Auch in Constantinopel auf dem Atmeidan ist noch ein aus Ägypten dahin gebrachter O. vorhanden, s.u. Constantinopel. In der neueren Zeit sind noch zwei O-en aus Luksor nach Europa gebracht worden; der eine 1820 nach London, wo er auf dem Waterlooplatz aufgestellt ist; der andere 1831 nach Paris u. steht auf der Place de la Concorde, er ist 75 Fuß hoch u. mit drei Reihen Hieroglyphen bedeckt, welche die Namen Rhamses u. Sesostris enthalten. Vgl. Mercati, Degli obelisci di Roma, Rom 1589; Ath. Kircher, Oedipus Aegypt., ebd. 1652–54, 3 Bde., Fol.; Dessen Obeliscus Pamphilius, 1650; Zoëga, De origine etc. obeliscorum, ebd. 1797; L'hote, Notice historique sur les obélisques, Par. 1836; Ungarelli, Interpretatio obeliscorum Urbis, Rom 1842.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 173.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: