Die Sevenner

[242] Die Sevenner (Bewohner der Landschaft Sevennes in dem ehemahligen Languedoc) sind durch die häufigen Verfolgungen bekannt, welche sie im vorletzten und letzten Jahrhundert um ihrer Religion willen – sie bekannten sich zur reformirten – erdulden mußten. Sehr oft wurden sie von den Franzosen überfallen, gefangen, gemordet; und dennoch blieben sie standhaft Märtyrer ihres Glaubens. Zu Anfange des [242] vorigen Jahrhunderts mußten sie endlich, da sie der Uebermacht ihrer Verfolger nicht mehr widerstehen konnten, ihre Wohnsitze verlassen: sie wendeten sich nach England, und machten hier in London durch ihre Schwärmereien unter dem Volke – sie erhielten auch den Namen Sevenner Propheten – großes Aufsehen, erhielten auch durch ihre Anführer, den Ritter Lacy und den gelehrten Misson, einen starken Anhang, so daß man es zuletzt auch hier bedenklich fand, sie im Lande zu lassen: sie mußten fort, und wandten sich nun nach Deutschland, wo sie durch Ankündigung des tausendjährigen Reichs, durch vorgegebene Entzückungen, in welchen sie Offenbarungen erhalten wollten, ebenfalls die Aufmerksamkeit des Volks einige Zeit lang auf sich zogen. Sie kommen übrigens auch unter dem Namen Camisards in Frankreich vor.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 242-243.
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