Die Skalden

[296] Die Skalden oder Scalders waren bei den Skandinaviern, d. i. bei den Bewohnern von Schweden und Norwegen, die zu dem Völkerstamme der Gothen gehörten, beinahe eben das, was bei den Deutschen.[296] Galliern, Engländern und Schotten die Barden (s. dies. Art.) waren. Sie sangen vermischte Gesänge, besonders aber kriegerische Thaten ihrer Fürsten und Helden, meistens unter Begleitung von Musik, und hielten sich besonders bei den Regenten selbst auf, die sie ungemein schätzten, um an ihnen Augenzeugen ihrer Heldenthaten zu haben. Daher begleiteten sie dieselben überall, wo sie hinzogen, besonders in die Schlacht, und brachten, was sie sahen, sogleich in Gesänge. Sie waren demnach die Geschichtschreiber der Nation; ihre Gesänge, deren man noch viele hat, klären die ältere Nordische Geschichte sehr auf, und sind, ob sie gleich wegen der häufigen Anspielungen auf Mythologie und der sonderbaren Bilder schwer zu verstehen sind, dennoch nicht selten voll von Kraft und Erhabenheit. Man findet die ältesten dieser Skaldenlieder, die man auch Sagen nennt, schon im achten Jahrhunderte; sie waren anfänglich ohne Reim, wurden aber späterhin gereimt, und dauerten, ungeachtet die christliche Religion eingeführt wurde, dennoch bis in die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts fort, zu welcher Zeit der Geschmack an den abentheuerlichen Deutschen Ritterbüchern und Heldenromanen sie verdrängte. Am berühmtesten und bekanntesten sind die Skalden von Island, einer Insel, die von Norwegen aus angebaut wurde, und in den Wissenschaften durch die beständigen Reisen ihrer Einwohner ungemeine Fortschritte machte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 296-297.
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