Skalden

[516] Skalden (v. altnord. skáld, »Dichter«), im Norden Bezeichnung derjenigen Kunstdichter, die in hergebrachten Formen Gedichte, namentlich Lobgedichte, verfaßten (s. Nordische Sprache und Literatur, S. 765). Für den ältesten der S. gilt der (ganz mythische) Starkadh der Alte; als die bedeutendsten sind namhaft zu machen: Bragi Boddason (um 800; s. Bragi), Thjódolf, der Verfasser des »Ynglinga-tal«, und Thorbjorn, der Sänger der »Haralds-mál«, die beide gegen Ende des 9. Jahrh. am Hof Harald Schönhaars gelebt haben sollen (gewichtige Bedenken gegen die Glaubwürdigkeit der isländischen Berichte über das Leben der ältern S. hat Bugge erhoben in seinen »Bidrag til den ældste skaldedigtnings historie«, Christiania 1894); ferner aus dem 10. Jahrh. der Norweger Eyvind, der die berühmten »Hákonar-mál« dichtete, und der Isländer Egil, von dem die »Egils-Saga« handelt; daneben Hallfredh, Gunnlaug, Glum, Eyjolf u. a. Als letzter Skalde wird Sturla (gest. 1284) genannt. Zur Einführung in die Skaldendichtung sind zu empfehlen Möbius' Ausgabe der »Íslendinga-drápa« des Hauk Valdisarson (Kiel 1874) sowie seine Ausgabe des »Málshátta-kvaedhi« im Ergänzungsband der »Zeitschrift für deutsche Philologie« (Halle 1874); besonders aber K. Gislasons nachgelassene Vorlesungen über skaldische Dichtungen im 1. Band der »Efterladte skrifter« (Kopenh. 1895). [516] Chrestomathien skaldischer Gedichte sind Wiséns »Carmina norrœna« (Lund 1886–89, 2 Bde.) und K. Gislasons »Udvalg af old nordiske skjaldekvad« (Kopenh. 1892). Über Leben und Dichtungen der ältern S. findet man ausführliche Auskunft im 3. Bande der arnamagnäischen Ausgabe der jüngern Edda (Kopenh. 1880–87), eine kurze Übersicht über die gesamte erhaltene Skaldenpoesie in Möbius' »Háttatal«, Ted 2 (Halle 1881). Vgl. auch Gudm. Thorlaksson, Udsigt vor de norsk-islandske Skjalde fra 9. til 14. Arhundrede (Kopenh. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 516-517.
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