Elsaß

[381] Elsaß, eine Französische Provinz, nach der neuen Eintheilung von Frankreich in den Departements Ober- und Nieder-Rhein gelegen, ein schönes, fruchtbares, über 500000 Menschen, zählendes Land, grenzt gegen Osten an den Rhein, gegen Süden an die Schweiz und an Mömpelgard, gegen Westen an Lothringen, und gegen Norden an die Unterpfalz. Der südliche Theil wird Ober- der nördliche Unter-Elsaß genannt. Elsaß war ehedem ein Deutsches Herzogthum, der unglückliche Conradin von Schwaben war der letzte Besitzer desselben, so wie der Herzogthümer Franken und Schwaben. Als der Letzte seines Hauses bekam er in diesen Herzogthümern keinen Nachfolger, welchen Umstand mehrere andre zu ihrem Vortheil benutzten. So wurde Elsaß, wie die beiden genannten Herzogthümer, in mehrere Besitzungen Deutscher Reichsstände zerstückelt. Im Münsterschen Frieden (1648) wurde Elsaß, mit allem, was das Haus Oesterreich bisher in Elsaß gehabt hatte, an Frankreich abgetreten; da aber Ludwig XIV. keinen Vorwand oder vielleicht aus guten Ursachen keine Lust hatte, die Hand nach den nicht-Oesterreichischen Besitzungen in Elsaß auszustrecken, so wurde den übrigen Reichsständen, welche in Elsaß Besitzthümer hatten, ihre Verbindung mit dem Deutschen Reiche und unmittelbare Reichsfreiheit ausdrücklich vorbehalten. Allein in der Folge suchte Frankreich seine Besitzungen in Elsaß zu erweitern; und im Ryswickischen Frieden 1697 blieb die Stadt Straßburg und alles übrige, was am linken Ufer des Rheins von Frankreich eingenommen war, in Französischen Händen. Indessen haben noch mehrere Reichsstände, der Herzog [381] von Würtemberg, der Herzog von Zweibrücken, der Markgraf von Baden, der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Bischof von Speyer etc. wichtige Besitzungen in Elsaß. Diese Deutschen Besitzungen sah nach Ausbruch der Französischen Revolution der National-Convent als eine von der Natur selbst angewiesene Eroberung für Frankreich an; er wollte es nicht länger geschehen lassen, daß innerhalb dem Gebiete von Frankreich eine fremde Staatsgewalt existire. Er versprach den Deutschen Ständen zwar Entschädigung, aber nur wenige zeigten einige Bereitwilligkeit dazu, und so ward diese Sache ein Hauptgrund des nachher zwischen Frankreich und Deutschland entstandenen Krieges.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 381-382.
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