Publius Ovidius Naso

[342] Publius Ovidius Naso, ein Römischer Dichter aus Augusts Zeitalter, der im Jahre 711 nach [342] Roms Erb. geboren wurde und 770 starb. Er war aus Sulmo gebürtig, von einem vornehmen Geschlecht, und sollte Rechtsgelehrter werden; allein seine lebhafte Einbildungskraft und leichtsinnige Laune vertrug sich nicht mit den dürren Beschäftigungen des Sachwalters. Die Leichtigkeit und Anmuth seiner Werke hatte ihm keine unbedeutende Stelle unter den damahligen Dichtern verschafft. Ovid beschloß auf dieser Laufbahn fortzufahren, und gewann dadurch sogar zur Familie Augusts Zutritt. Besonders begünstigte ihn die schöne Julia, die den Sängern der Liebe und des Weins unmöglich abhold sein konnte. Ovid genoß einige Zeit ihres Vertrauens; aber endlich fand August an diesem Umgange verschiedenes auszusetzen, und verwies den unglücklichen Dichter aus Rom nach Tomi, einer kleinen Stadt in Mösien. Der gewaltige Abstand zwischen der Gesellschaft in Rom und dem langweiligen Einerlei in Mösien macht es verzeihlich, daß er in seinen Klaggedichten, die er von dort aus an seine Freunde schrieb, sich sehnsuchtsvoll nach Rom zurück wünschte, und zuweilen etwas einförmig über seinen Zu stand jammerte. Aber August blieb unerbittlich, und der Dichter mußte sein Leben dort beschließen. Unter seinen noch übrigen Werken haben die Metamorphosen – ein förmliches System der alten Mythologie – den größten Werth. Von Seiten der Originalität und Menschenkenntniß zeichnen sich die drei Bücher über die Kunst zu lieben vortheilhaft aus. Feine Empfindungen und der Ausdruck zärtlicher Leidenschaften herrschen auch in den so genannten Heroiden (m. s. dies. Art). Allein so sehr man auch in allen diesen Werken die blühende Einbildungskraft des Dichters und die Leichtigkeit seines Versbaues bewundert, so sehr mißfällt dagegen der oft spielende Witz, das Zusammenhäufen üppiger Bilder und der Mangel an Wahrheit der Empfindungen.