Trapezunt (Trebisonde)

[218] Trapezunt (Trebisonde), eigentlich die Hauptstadt in Natolien in Kl. Asien, am schwarzen Meere, mit einem guten Hafen und zwei kleinen Citadellen versehen, war ehedem in großem Ansehen, besonders da sie zu Anfange des 13. Jahrhunderts die Residenz des so genannten Trapezuntischen Kaiserthums war. Nach Eroberung von Constantinopel (1204) zog sich Alexius Comnenus, ein kaiserl. Griechischer Prinz, vorher Statthalter oder Herzog von Trebisonde, hieher, und errichtete ein Fürstenthum, welches sich über die Landschaften Pontus und Kolchis erstreckte, und als 1256 Constantinopel wieder verloren ging, erhoben sich jene Fürsten so, daß sie sich kurz darauf den Titel: Kaiser beilegten. Der zwölfte und letzte dieser Kaiser von Trapezunt, David Comnenus, schloß aus Furcht, da Muhamed II. 1461 die Hauptstadt zu Wasser und zu Lande einschloß, eine Capitulation, wodurch er sich und sein Reich überlieferte und gegen das ihm gegebene Versprechen, ihn anderwäris zu entschädigen, sich und seine Familie zu Gefangenen ergab. Allein treuloserweise wurde er mit seiner Familie hingerichtet, und das [218] Reich mit dem Türkischen Kaiserthum vereinigt. – Erst neuerlich ist der Umstand, daß David mit seiner ganzen Familie hingerichtet worden, von Demetrius Comnene aus Korsika, welcher schon 1782 durch ein Decret Ludwigs XVI. als echter Abkömmling der Byzantinischen Comnenen anerkannt wurde, bestritten und, daß nur Zwei Söhne (von Sieben) mit ihrem Vater damahls umgekommen wären, behauptet worden. (Das Nähere hierüber findet man in einer Nachricht in der Zeit. f. die eleg. Welt 1808. No. 109. wo denn auch über die spätern Nachkommen jenes Hauses mehrere bedeutende Erläuterungen beigebracht werden.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 218-219.
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