Trapezúnt

[672] Trapezúnt (in der Lingua franca Trebisonda, türk. Tarabozon, Tirabzon), von byzantinischen Mauern umgebene Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets (324,000 qkm, etwa 950,000 Einw.), Sandschak (12,300 qkm, 450,000 Einw.) und Kasa (800 qkm) in Kleinasien, zwischen zwei Talschluchten auf einem Plateau am Schwarzen Meere gelegen, ist wegen der vielen Gärten von bedeutendem Umfang, hat enge, unreinliche Straßen, 22 griech. Kirchen, an 40 Moscheen und Schulen, ansehnliche Basare, altes[672] verfallenes Schloß, Woll-, Seiden- und Leinweberei, Gerberei, Färberei, eine Schiffswerft, Fischerei und (1905) 35,000 Einw. (besonders Türken, Griechen, Armenier, nicht wenige Perser etc.). T. ist Sitz eines Generalgouverneurs, eines griechischen Bischofs und infolge seiner günstigen Lage ein Hauptstapel- und Speditionsplatz des Handels zwischen Europa und Vorderasien, dessen Gesamtbetrag 1904 in der Ausfuhr (besonders Schafe, Tabak, Haselnüsse, Häute, vornehmlich nach der Türkei, dann Frankreich, Österreich, Rußland) 546,850, in der Einfuhr (besonders Baumwollwaren, Mehl, Getreide, Tuch und Zucker, aus Großbritannien, der Türkei, Österreich-Ungarn und Frankreich) 1,045,440 Pfd. Sterl. betrug. Es verkehren in T. besonders türkische, französische und österreichisch-ungarische Dampfer. Doch hat Batum T. im Handel überholt. Der persische Transithandel (Schals, Teppiche, Tumbeki, Seide) ist in Abnahme begriffen; er betrug 1904 in der Ausfuhr 148,830, in der Einfuhr 499,470 Pfd. Sterl. Regelmäßige Dampfschiffahrt verbindet die Stadt mit Konstantinopel, den Donaumündungen und einigen Mittelmeerhäfen, während der Verkehr mit Erzerum, Tebriz und Syrien durch Karawanen vermittelt wird. Eine Hafenverbesserung ist geplant. – Das Wilajet T., das früher die ganze Küstenlandschaft am Schwarzen Meer von der Mündung des Kisil Irmak bis über Batum umfaßte, hat 1878 bedeutend an Umfang verloren. Es zerfällt in die vier Sandschaks Dschanik (Samsun), Trapezunt, Lazistan und Gümüsch-Chane. – T. (Trapezus) wurde um 700 v. Chr. von Milesiern aus Sinope angelegt. Nach der Gründung des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel errichtete Alexios Komnenos, Enkel Andronikos' I., mit Hilfe seines Bruders David und der Königin Thamar von Georgien 1204 aus Paphlagonien, Pontus und Krim ein eignes Kaisertum und nahm seinen Sitz in T. David Komnenos, der letzte Kaiser von T., ergab sich im Herbst 1461 dem Osmanen Mohammed II. und wurde 1462 mit Familie in Adrianopel hingerichtet. Vgl. Fallmerayer, Geschichte des Kaisertums zu T. (Münch. 1827).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 672-673.
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