Affect

[30] Affect ist ein schnelles, aber vorübergehendes Aufwallen des Gemüths, erregt von einer Vorstellung, die uns entweder unerwartet, oder stark berührt. In solchem Zustande drücken wir unbewußt unsre Gefühle und Gedanken mehr als gewöhnlich affectvoll, d.h. lebhaft, durch Worte und Handlungen aus. Wer aber unter Vorausberechnung des Eindrucks, den er zu machen gedenkt, blos thut, als wäre er im Affect, der affectirt oder erkünstelt Gefühle, die er entweder gar nicht hat, oder wenigstens nicht in dem Grade, als er glauben machen will, und dies erzwungene Thun heißt Affectation und Ziererei. Überlassen wir uns den anfangs nur vorübergehenden Aufregungen oder Affecten willig, so werden sie immer stärker und anhaltender und gehen dann über in Leidenschaften (s.d.), denen man willenlos folgt und nicht zu widerstehen vermag. Da die Affecte, sowol die aufregenden, z.B. Freude, Liebe, Haß und Zorn, wie die niederschlagenden, z.B. Betrübniß, Gram, Reue und Scham, zu nachtheilig für die Gesundheit des Menschen wirken würden, so hat die Natur im Lachen und Weinen eine Ableitung ihrer Wirkungen geschaffen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 30.
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