Amalgama

[63] Amalgăma oder Quickbrei heißt jedes mit Quecksilber vermischte oder mittels desselben aufgelöste Metall. Ein natürliches Amalgama, bestehend aus Silber und Quecksilber, findet man in einigen Bergwerken Baierns und Ungarns. Künstliches Amalgama bereitet man zu Folge der Wahrnehmung, daß das in der gewöhnlichen Temperatur stets flüssige Quecksilber andern mit ihn in Verbindung gesetzten metallischen Substanzen seine Flüssigkeit mittheilt, und zwar in der Hitzung um so schneller, auf folgende Weise: Entweder man reibt in einem heißen Mörser das Metall mit Quecksilber, bis Beides sich vollständig vereinigt, oder man schmilzt dasselbe und setzt beim Fließen das Quecksilber zu. Nach Verhältniß der Menge des Quecksilbers sind die Amalgama härter oder weicher. Ein geringer Zusatz Quecksilbers macht den Quickbrei fest und bröcklig; etwas mehr gibt einen Teig, der für jeden Eindruck geschickt, aber nicht dehnbar ist; eine noch größere Menge Quecksilber liefert ein Gemisch, welches in seinem Äußern ganz dem Quecksilber selbst ähnlich ist. Am meisten werden Gold, Silber, Zink amalgamirt. Gold-und Silberamalgame braucht man zum Vergolden und Versilbern, Zinnamalgame dienen zu Belegen des Spiegelglases und mit Zinkamalgam werden die Reibezeuge der Elektrisirmaschine bestrichen. Auf die leichte Auflösung des Goldes und Silbers im Quecksilber gründet sich die Amalgamation oder Anquickung, d.h. die Art und Weise, auf welche in der Hüttenkunde, mittels Quecksilbers aus den gepochten und gerösteten Erzen, die edeln Metalle gewonnen und von den beigemischten erdigen Substanzen gereinigt werden. Zu diesem Behufe wird das Erz mit der gehörigen Menge Quecksilber und Wasser in Tonnen verschlossen, in welchen sich große Eisenplatten befinden, und dieselben dann durch Mühlwerke 24 Stunden lang in Bewegung gesetzt. Wenn nach Ablauf dieser Zeit das Quecksilber die edeln Metalle aufgelöst und sich mit ihnen zu einem Amalgam vereinigt hat, so wird dasselbe von den übrigen Erztheilen abgegossen und mittels Auspressens durch Lederbeutel von dem flüssigen Quecksilber geschieden. Aus dem festen zurückgebliebenen Quecksilber scheidet man dann in eisernen Gefäßen das Quecksilber ab und übergibt hierauf die edeln Metalle, zum völligen Feinbrennen, dem Treibheerde. Kalt heißt die Amalgamation, wenn sie in der gewöhnlichen Lufttemperatur geschieht, und warm, wenn sie durch Feuer beschleunigt wird. Die zum Behufe der Amalgamation mit den erfoderlichen Vorrichtungen und Maschinerien versehenen großen Anstalten nennt man Amalgamirwerke oder Amalgamirhütten. Das vorzüglichste Werk dieser Art ist das an der Halsbrücke bei Freiberg in Sachsen angelegte, wo jährlich mehr denn 60,000 Ctn. Erz amalgamirt werden. Die Amalgamation war schon lange Zeit in Südamerika gewöhnlich, ehe man sie gegen Ende des 18. Jahrh. in Europa einführte, wo sie seitdem auf einen hohen Grad der Vollkommenheit gebracht worden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 63.
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