Altona

[62] Altŏna, eine blühende Handels- und Fabrikstadt im dän. Herzogthume Holstein, nächst Kopenhagen die größte und wichtigste Stadt des Königreichs Dänemark, liegt am rechten Ufer der Elbe, welche 18 Meilen davon in die Nordsee mündet und so dicht neben Hamburg, daß meist nur die Landesgrenze beide Städte scheidet. Von einem unbedeutenden Anfange ist sie zur kühnen Nebenbuhlerin Hamburgs herangewachsen; noch im Anfange des 16. Jahrh. stand an der Stelle A.'s ein unbedeutendes Dorf, dessen Einwohner zur Kirche nach Hamburg gingen und unter die Gerichtsbarkeit des jetzt am Westende der Stadt liegenden Dorfes Ottensen gehörten. Als dieses Dorf 1547 niederbrannte, suchten die Hamburger, welche die Wichtigkeit seiner Lage wol erkannten, vergebens den Wiederaufbau zu hindern. A. kam schnell in Aufnahme; allen ihrer Religion wegen Bedrängten und Verfolgten, Allen, die in Hamburg wegen der streng abgeschlossenen Gilden- und Zunftverhältnisse ihr Gewerbe nicht frei betreiben konnten, wurde die Niederlassung gestattet und so siedelten sich in dem seit 1604 zum Marktflecken erhobenen A. holländ. und deutsche Reformirte, Wiedertäufer [62] und Katholiken, sowie deutsche, poln. und portug. Juden an, und noch gegenwärtig ist daselbst allen Secten freie Religionsübung gestattet. Im J. 1640 fiel A. als Erbe dem Könige von Dänemark zu, der es mit gleicher Vorliebe wie das holst.-schaumb. Haus pflegte, ward 1664 zur Stadt erhoben und erhielt wichtige Freiheiten und Vorrechte Nach der Einäscherung durch die Schweden am 9.Jan. 1713, wo außer drei Kirchen nur noch etwa 30 Häuser stehen blieben, wurde es schöner wieder aufgebaut und gewann mit dem zunehmenden Handel und Verkehr von Jahr zu Jahr auch an Umfang und Volkszahl. Von den großen Drangsalen, welche die Stadt während der Belagerung Hamburgs, bis 1814, erduldete, hat sie sich schnell erholt und gehört gegenwärtig zu den blühendsten deutschen Städten. A.'s Straßen sind regelmäßig gebaut; die schönste ist die Palmaille; es hat ausgezeichnete Gebäude, wie das Rathhaus, die lutherische Kirche und das Waisenhaus, zählt gegenwärtig über 25,000 Einw., darunter gegen 2400 Juden; hat bedeutende Seiden-, Woll-, Baumwoll-, Seifen-, Zucker-, Taback- und andere Fabriken, welche über 3000 Menschen beschäftigen, große Brauereien, Essigfabriken und drei bedeutende Schiffswerfte, sendet jährlich viele Schiffe auf Herings-, Walfisch- und Robbenfang aus und treibt einen ausgebreiteten Handel auf der Nord- und Ostsee, dem mittelländ. Meere und nach Westindien. Zur Belebung des Handels dient eine eigne Bank und Börse und für wissenschaftliche Zwecke wirken mehre gelehrte Anstalten, darunter ein gutes Gymnasium. In der dasigen kön. Münze werden auch für das Ausland bedeutende Summen geprägt. An der Spitze der Stadtbehörde steht ein kön. Oberpräsident.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 62-63.
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