Benzel-Sternau

[222] Benzel-Sternau (Christian Ernst, Graf von), geb. zu Mainz 1767, als Staatsmann, humoristischer und politischer Schriftsteller rühmlich bekannt, bekleidete mehre hohe Staatsämter im frühern Kurstaate Mainz, ehe er 1806 Director des Ministeriums des Innern im Großherzogthume Baden und 1812 Staats- und Finanzminister im damaligen Großherzogthume Frankfurt wurde. Nachdem er 1813 sein Amt niedergelegt, lebte er abwechselnd in der Schweiz und auf seinen Gütern bei Hanau und am Bodensee. Als ausgezeichneten humoristischen Schriftsteller kündigte er sich zuerst durch Herausgabe des »Goldenen Kalbes, eine Biographie«, an, der 1804 die »Lebensgeister aus dem Klarfeld'schen Archiv«, 1806 die »Gespräche im Labyrinth« und später noch mehre, auch dramatische Werke folgten, in denen eine Fülle von Witz, viel Menschenkenntniß und ein Reichthum seiner Bemerkungen aus der Sphäre der großen Welt enthalten sind, die aber auch oft an mangelhafter Erfindung und überladener, dunkler Darstellungsweise leiden. Als Mitglied der bair. zweiten Kammer in den Jahren 1825 und 1828 bewies er sich ebenso wie in seinen politischen Schriften, deren wichtigste die 1831 in vier Bänden erschienenen »Baiernbriefe, oder Geist der vier ersten Ständeversammlungen des Königreichs Baiern« sind, als einen erfahrenen, die Wahrheit und das Recht liebenden Mann, der es sich angelegen sein läßt, Vorurtheile und Misbräuche aller Art zu bekämpfen. In seinen religiösen Ansichten immer weiter von den Grundsätzen der katholischen Kirche sich entfernend, bewog ihn endlich die Überzeugung, daß jeder redliche Mann, wenn es an der Zeit sei, seine Gesinnung laut bekennen müsse, 1827 mit seinem 1832 verstorbenen Bruder, Gottfried von B., zur evangelischen Kirche überzutreten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 222.
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