Bentzel-Sternau

[642] Bentzel-Sternau, Christian Ernst, Graf von, deutscher Schriftsteller, geb. 9. April 1767 in Mainz, gest. 13. Aug. 1849 in Mariahalden am Züricher See, studierte die Rechtswissenschaft, ward 1791 kurfürstlich mainzischer Regierungsrat und Gerichtsassessor zu Erfurt und 1803 Geheimer Staatsrat. Seit 1804 lebte er als Hofrat in Regensburg, trat 1806 in badische Dienste als Direktor des Ministeriums des Innern, ward 1810 Oberhofgerichtspräsident zu Mannheim und 1812 Staats- und Finanzminister des Großherzogs von Frankfurt. Darauf hielt er sich teils in Mariahalden, teils auf seinem Gut Emrichshofen bei Aschaffenburg auf. Nachdem er von jeher in seinen Schriften eine protestantische Geistesrichtung gezeigt hatte, trat er 19. Aug. 1827 mit seinem Bruder Gottfried in Frankfurt a. M. von der katholischen[642] zur protestantischen Kirche über. In allen seinen Schriften erscheint B. als origineller Denker voll Scharfsinn, Witz, klarer Beobachtung und seinem Humor, der die Kontraste von Weltleben und tieferer Bildung bloßlegt; dagegen ist seine Erfindung und Charakteristik dürftig, seine Darstellung und Sprache zu sehr von Bildern überladen und nicht selten gezwungen und geschmacklos, so namentlich in den »Novellen für das Herz« (Hamb. 1795–96, 2 Bde.), in »Camillo Altiera, oder das Verhängnis« (Erfurt 1795) und den »Märchen am Kamin« (Hamb. 1797). Als sein Hauptwerk gilt »Das goldene Kalb. Eine Biographie« (Gotha 1802–1804, 4 Bde.), das den Anfang einer Romantetralogie bildete. Beifall fanden auch: »Lebensgeister. Aus dem Klarfeldischen Archiv« (Gotha 1804, 4 Bde.); »Gespräche im Labyrinth« (das. 1805, 3 Bde.); »Proteus, oder das Reich der Bilder« (Regensb. 1806); »Titania, oder das Reich der Märchen« (das. 1808); »Morpheus, oder das Reich der Träume« (das. 1807, 2 Tle.; 2. Aufl. 1811); »Pygmäenbriefe«, ein (unvollendeter) satirischer Roman (Gotha 1806, 2 Bde.) u. a. Auch als Dramatiker versuchte sich B., doch ohne sonderliches Glück. In die politische Bewegung in Süddeutschland griff er als Liberaler mit den »Berichten über die bayrische Ständeversammlung von 1827–1828« (Zürich 1829) sowie mit den »Bayernbriefen, oder Geist der vier ersten Ständeversammlungen Bayerns« (Stuttg. 1831, 4 Bde.) ein.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 642-643.
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