Kamīn

[513] Kamīn (v. lat. camĭnus, »Ofen«), Vorrichtung zur Zimmerheizung, besteht aus einer von Mauerwerk oder Eisenplatten umschlossenen, vollständig in der Wand liegenden oder teilweise aus ihr hervorspringenden Nische, in der man das Brennmaterial auf einem Rost oder Bock verbrennt, während die Verbrennungsgase direkt in den Schornstein entweichen.[513] In dem K. wirkt das Feuer nur durch Ausstrahlung, die Kaminheizung ist daher sehr unökonomisch. Sie ist aber in milden Klimaten sehr beliebt, weil der Anblick des Feuers das Gefühl der Behaglichkeit gibt, auch weil der K. gut lüftet und einen trefflichen Zimmerschmuck bildet. Der Kaminsims dient überdies zur Ausstellung von Uhren, Spiegeln, Bronzen etc. Man unterscheidet Kamine, die nur eine mehr oder weniger reiche Einfassung ihrer Öffnung, meist von Marmor, aufweisen von sogen. Mantelkaminen, d. h. solchen, bei denen ein Teil des Rauchschlotes als pyramidenförmiger Mantel in das Zimmer gezogen ist. Der Feuerplatz wird seitlich gern mit farbigen Fliesen und auf der Rückseite mit einer Eisenplatte oder mit feuerfesten Steinen ausgesetzt. Zum Auflegen der Scheite dienen eiserne oder bronzene Kaminbänke oder Kaminböcke, während ebenfalls aus Metall gebildete Kaminvorsätze etwa herausfallende Kohle oder Asche aufnehmen. Kaminschirme dienen zum Schutz vor allzu starker strahlender Wärme. Näheres über die technische Seite der Kaminheizung sowie über den sogen. Kaminofen s. Heizung, S. 123 s. Mit K. bezeichnet man auch in manchen Gegenden den Schornstein (das Rauchrohr) ebenso das Vorgelege (s. d.). Der K. findet sich in Deutschland bereits in den ältesten Burgen und Bauernhäusern und wurde in der Folge vielfach als wesentliches Schmuckstück der Wohnung künstlerisch gestaltet. Die neuere Form gaben die Franzosen dem K. im 18. Jahrh., und seitdem hat er sich in England und Frankreich seine Bedeutung gewahrt, während er in Deutschland durch die sparsamern Öfen verdrängt wurde und erst in den letzten Jahrzehnten wieder eine größere Rolle spielt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 513-514.
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