Conversation

[468] Conversation, vom Lateinischen entlehnt, bedeutet im Allgemeinen Umgang und Unterhaltung mit Andern, wird jedoch vorzugsweise von der geselligen Unterhaltung in gebildeten Kreisen gebraucht, daher man auch den dort vorausgesetzten guten Ton den Conversationston nennt. Alle civilisirte Völker zählen die Conversation zu der ersten Annehmlichkeit und zu den vorzüglichsten Beförderungsmitteln des geselligen Umgangs und sie darf keineswegs mit jenen Äußerlichkeiten desselben verwechselt werden, die man unter dem Namen Convenienz (s.d.) begreift. Zeit-, örtliche und persönliche Verhältnisse üben natürlich großen Einfluß darauf aus und die Conversation am frivolen Hofe Ludwig XIV. war z.B. eine ganz andere, wie an dem Karl X.; gleichwol lassen sich doch gewisse, in den Foderungen europ. Bildung begründete Regeln dafür aufstellen. Vor Allem muß ihr Hauptzweck, eine Geist und Verstand angenehm anregende gesellige Unterhaltung zu gewähren, nie vergessen werden, woraus von selbst folgt, daß zwar Jeder sein Bestes in diesem Sinne zu leisten suchen, allein zugleich auch Niemanden darin behindern müsse. Anstand und Sitte dürfen nie verletzt, was der Gesellschaft oder auch nur einzelnen Anwesenden unangenehm sein könnte, muß gewissenhaft vermieden werden; Spott und Witz sind jedoch keineswegs ausgeschlossen, nur müssen sie ungezwungen und mit jenem Wohlwollen auftreten, das der gute Ton in solchen Kreisen auch für Die in Anspruch nimmt, mit deren Meinungen man wenig oder gar nicht übereinstimmt. Angeborener Takt, die seine Sitte und der heitere Charakter der Franzosen haben sie zu anerkannten Meistern der Conversation gemacht, [468] und wie im Alterthume Athen und Rom, war in der neuern Zeit Paris der Ort, wo der als musterhaft anerkannte und nachgeahmte feinste gesellschaftliche Ton herrschte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 468-469.
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