Drakon

[591] Drakon war um 620 v. Chr. einer der Archonten (s.d.) von Athen und wurde vom Volke ausersehen, ihm die ersten geschriebenen Gesetze zu geben, indem bis dahin die Archonten nach ihrem Ermessen urtheilten. D. verfaßte seine Gesetze aber mit unerhörter Strenge und setzte auf das geringste Verbrechen, selbst auf Müßiggang, wie auf die schwersten die Todesstrafe, daher man von seinen Gesetzen sagte, sie seien mit Blut geschrieben und eine übermäßige Strenge noch eine drakonische nennt. Als man ihn fragte, weshalb er fast alle Vergehen mit dem Tode bestrafe, versetzte D.: »Kleine Verbrechen verdienen den Tod und ich habe keine andere Strafe für die größern.« Indessen verhinderte diese ausschweifende Härte selbst die Beobachtung seiner Gesetze und machte sie bald verhaßt, daher Solon (s.d.) beauftragt wurde, neue abzufassen. D. soll vor dem Unwillen des Volks nach der Insel Ägina geflüchtet sein und die Sage läßt ihn dort, nachdem er seine Gesetze eingeführt, bei seinem Erscheinen im Theater von dem ihm zujubelnden Volke der Sitte gemäß mit so viel Gewändern und Kleidern bedeckt werden, daß er unter dieser Last des Beifalls erstickte.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 591.
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