Edda

[617] Edda heißen zwei Sammlungen altnord. Dichtungen, Heldensagen und Erzählungen, in isländ. Sprache, welche die Hauptquellen der nord. Götterlehre und Heldengeschichte sind. Die ältere davon, darum auch die ältere Edda, nach ihrem Urheber aber, dem gelehrten isländ. Geistlichen Sämund Sigfusson, der von 1056–1133 lebte, auch Sämund's Edda genannt, blieb volle fünf Jahrh. nach dessen Tode verborgen und nur die Sage davon hatte sich auf Island erhalten, bis 1640 die pergamentene Handschrift derselben von dem Bischofe Brynjolf Svensen zu Skalholt wieder aufgefunden wurde. Seitdem sind auch mehrfache deutsche Bearbeitungen, eine Übersetzung von G. Th. Legis »Edda, die Stammmutter der Poesie und der Weisheit des Nordens u.s.w.« (3 Bde., Lpz. 1829), und anziehende Untersuchungen über den Zusammenhang der deutschen Nibelungen und des Heldenbuches (s.d.) mit der Edda veranstaltet worden, aus der namentlich Fr. H. v. d. Hagen [617] die in den Fabelkreis des letztern gehörenden Lieder und Sagen (Berl. 1812) deutsch herausgegeben hat. Die jüngere Edda ist ein prosaischer Auszug der ältern und wird dem als Dichter, Geschichtsschreiber und Staatsmann ausgezeichneten Snorro Sturleson zugeschrieben, welcher als Lagman (die höchste Würde auf Island) 1241 ermordet wurde, weil er der Begünstigung der Absichten der norweg. Könige verdächtig war. Das Werk ist später noch erweitert und verändert worden und mag seine jetzige Gestalt, die es als ein Lehrbuch der altnord. Poesie erscheinen läßt, im 17. Jahrh. erhalten haben. Die erste Handschrift der jüngern Edda wurde 1628 aufgefunden und weil die erste Ausgabe derselben von 1665–73 vom Professor Resenius in Kopenhagen besorgt worden ist, erhält sie auch den Namen der Refenischen Edda.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 617-618.
Lizenz:
Faksimiles:
617 | 618
Kategorien: