Freiheitsbaum

[108] Freiheitsbaum nennt man einen Baum, welcher als Symbol der Freiheit aufgepflanzt wird. Diese Sitte verdankt der ersten franz. Revolution ihren Ursprung und der erste Freiheitsbaum wurde von den Jakobinern in Paris aufgepflanzt. Man umtanzte ihn und begrüßte die neue sogenannte Freiheit mit Jubel und Gesang. Man schmückte die Freiheitsbäume zuweilen auch mit einer rothen Mütze, die ebenfalls von den Jakobinern aufgebracht worden war und die Freiheits- oder Jakobinermütze hieß. Die Freiheitsbäume fielen indeß bald wieder und nach ihnen allmälig auch die errungene scheinbare Freiheit. Sie erstanden indeß in der Julirevolution von 1830 wieder. Die Sitte, Freiheitsbäume zu pflanzen, kam auch in den Ländern auf, welche die franz. Revolutionsheere betraten und auch in neuester Zeit, nach der franz. Julirevolution, fehlte es in Deutschland, namentlich in Rheinbaiern, nicht an Freiheitsbäumen, welche häufig zum Zeichen, daß man mit den Behörden nicht zufrieden sei oder Beschwerden vorzubringen habe, aufgepflanzt wurden und die deswegen auch wol Beschwerdebäume genannt werden. Sie wurden überall auf Befehl der Obrigkeit umgehauen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 108.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: