Glühwurm

Glühwurm
Glühwurm

[234] Glühwurm (der) oder das Johanniswürmchen ist das einzige Insekt in Deutschland, welches zur Zeit der Begattung ein phosphorisches Licht von sich gibt und in warmen und stillen Abenden, in Gestalt schönleuchtender Funken bald herumfliegt, bald auf Gebüschen u. dgl. hinkriecht.

[234] Männchen und Weibchen sind sehr verschieden, jene sind mit Flügeln und Flügeldecken versehen, diese nicht. Das Weibchen ist weit größer als das Männchen und erreicht eine Länge von 3/4 Zoll. Es besteht aus 10 Ringen und einem Brustschilde, hinter das es den Kopf zurückziehen kann. Die fadenförmigen Fühlhörner bestehen aus 11 Gliedern. Die drei letzten Bauchringe sind es, welche das bläuliche Licht entsenden, das auch einige Wärme verbreiten soll. Eine in zwei Säckchen enthaltene gelbliche Substanz erzeugt das Licht, und bringt man jene unter Wasser, so leuchten sie zuweilen noch zwei Tage lang. Nach der Begattungszeit und mit dem Tode des Thierchens hört das Leuchten auf. Auch die Eier und Larven sollen leuchten. Außerhalb Europas gibt es noch mehre ähnliche, zum Theil noch beiweitem stärker leuchtende, Thierchen. So findet man z.B. in Südamerika einen Käfer, der so stark im Finstern leuchtet, daß sich die Eingeborenen seiner als Laterne bedienen. Am berühmtesten ist der vorstehend abgebildete surinamsche Laternenträger. Die Stirn dieses Insekts verlängert sich zu einer hornartigen, hohlen Blase, welche olivengelb mit rothen Streifen und Punkten ist. Er erreicht eine Größe von fünf Zoll. Der gelbe Brustschild und Hinterleib haben braunrothe Flecken und Streifen, die Oberflügel sind hochgelb mit rothen und weißlichen Flecken, die ähnlichen nur heller gefärbten Unterflügel haben am Ende einen großen, gelben braunroth eingefaßten Augenfleck. Die Blase am Kopf soll ein so starkes Licht verbreiten, daß man bei demselben zu lesen vermag, und die Eingeborenen sich derselben vollkommen ebenso, wie wir der Laternen uns bedienen. Mit dem Tode soll das Leuchten aufhören. Neuere Beobachter wollen jedoch von diesem Leuchten nichts bemerkt haben. Vielleicht leuchten auch diese Insekten nur zur Begattungszeit, woraus sich dann die Verschiedenheit der Nachrichten leicht erklärte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 234-235.
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