Glühen

[234] Glühen nennt man den Zustand des Leuchtens ohne Flamme, in welchen durch Erhitzung solche Körper kommen, die nicht schon bei einem allzu niedrigen Wärmegrad schmelzen oder sich verflüchtigen. Die Flamme selbst ist jedoch nichts Anderes, als glühendes Gas, das sich aus dem verbrennenden Körper entwickelt. Man unterscheidet verschiedene Grade des Glühens, je mehr nämlich die Hitze zunimmt, desto heller leuchtet der Körper vom dunklen bis zum hellen Rothglühen und endlich bis zum Weißglühen. Man hat in neuerer Zeit die Entdeckung gemacht, daß sich seiner Platinadraht in Weingeistdämpfen sehr lange glühend erhält, bis nämlich aller Weingeist allmälig verdunstet ist. Hierauf hat der berühmte engl. Physiker Davy (s.d.) eine artige Erfindung gegründet, das Glühlämpchen. Es besteht in einer gewöhnlichen Spirituslampe, um deren Docht ein seiner Platinadraht locker in Schraubenlinien gewunden ist, sodaß er etwas über den Docht hinausragt. Man zündet den Docht erst an, bläst ihn aber alsbald wieder aus, und nach wenigen Augenblicken beginnt der Docht zu glühen. Bläst man gegen denselben, so verlischt er zwar einige Augenblicke, beginnt aber bald wieder zu glühen. Um ihn auszulöschen, muß man ihn bedecken, sodaß die Last keinen Zutritt findet. – Glühende Kugeln werden bei Belagerungen von Festungen aus Geschützen geschossen, namentlich um Gebäude, Pulvermagazine u. dgl. in Brand zu stecken. Man macht die Kugeln auf einem Rost oder in einem Windofen rothglühend und ladet sie in die Kanonen, nachdem man auf das Pulver eine Lage nassen Heues gesetzt hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 234.
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