Hazard

[346] Hazard, ein franz. Wort, bezeichnet das glückliche Ungefähr, und es werden daher Hazard- oder Glücksspiele diejenigen Spiele um Geld oder Geldeswerth genannt, bei denen die Entscheidung, wer der gewinnende Theil sei, allein vom Zufall abhängt, nicht irgendwie Geschicklichkeit und Überlegung einen Einfluß auf jene Entscheidung haben. [346] Sie sind theils Kartenspiele, theils Würfelspiele, theils Spiele mit Kugeln oder Nummern. Die gewöhnliche Art, in welcher die meisten abgehalten werden, ist. daß Einer (der Bankier) Bank hält, d.h. eine gewisse Summe Geldes niederlegt, gegen welche die übrigen Mitspieler (die Pointeurs) spielen, sodaß alle ihre Verluste in die Bank fließen und alle ihre Gewinne aus der Bank bezahlt werden. Die Bank ist gesprengt, wenn sie gänzlich ausgeleert ist. Fast alle Hazardspiele sind aber so eingerichtet, daß der Bankier gegen die Pointeurs im Vortheil ist, d.h. daß die Wahrscheinlichkeit, die Bank werde gewinnen, größer ist, als die, daß die Pointeurs gewinnen werden, und schon aus diesem Grunde sind bei dem Hazardspiele die Pointeurs stets im Nachtheil. Hierzu kommt noch, daß die Bankiers gewöhnlich geübte Spieler sind, welche alle Vortheile wahrzunehmen wissen und oft genug ihre Gewandtheit zu Betrügereien gegen die Pointeurs benutzen. Diese dagegen gerathen durch Gewinn und Verlust gleichermaßen in immer höhere Aufregung und hieraus ist zu erklären, wie sich häufig auch sonst gewissenhafte Männer so weit haben verführen lassen, nicht nur ihr eignes Vermögen, von dem vielleicht das Wohl einer ganzen Familie abhing, sondern selbst fremde ihnen anvertraute Gelder aufs Spiel zu setzen. Verzweiflung und Selbstmord sind häufig der Ausgang der Spielwuth, welche die Hazardspiele entzünden und nähren. Aus diesem Grunde sind in allen gebildeten Staaten die öffentlichen Hazardspiele entweder ganz verboten oder doch unter policeiliche Aufsicht gestellt worden; auch ist die Haltung von Spielhäusern mit hohen Abgaben belegt oder verpachtet worden. In andern Ländern sind die Hazardspiele nur für gewisse Orte und in gewissen Zeiten bewilligt oder geduldet, z.B. auf Messen und Jahrmärkten, in Badeorten während der Badezeit u.s.w. Unerlaubte Hazardspiele werden nicht nur mit Confiscation der Bank, sondern auch mit Geldstrafen belegt, welche Den treffen, welcher den Ort eingeräumt, an dem diese Spiele abgehalten worden. Das berühmteste Hazardspiel ist das Faro, welches mit Karten gespielt wird, andere sind: Rouge et noir (Schwarz und Roth), Bassette, Schnitt, Lanzknecht, Grobhaus, Paschen, Roulette u.s.w. Auch die Lotterie und das Lotto sind nichts Anderes als Hazardspiele, aber solche, welche in der Regel unter Aufsicht des Staats gespielt wer den, wodurch wenigstens der Mitspielende vor Betrug gesichert ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 346-347.
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