Horatier

[414] Horātier (die) waren ein berühmtes Geschlecht zu Rom, dem die Drillingsbrüder angehörten, welche zur Zeit des Königs Tullus für Rom siegreich den Kampf mit den Curiatiern kämpften. Auch diese waren Drillingsbrüder und gehörten dem albanischen Volke an. Rom nämlich führte mit Alba, einer mächtigen ital. Stadt, Krieg; die Heere standen gegeneinander und man kam überein, um Blut zu schonen, sollte der Kampf zwischen den Horatiern und Curiatiern entscheiden. Die siegende Partei sollte Herr der besiegten werden. Der Kampf begann und wendete sich anfangs zu Gunsten der Albaner. Schon zwei Horatier waren gefallen. Aber der dritte war unverletzt und alle drei Curiatier hatten Wunden erhalten; dennoch hätte jener dem dreifachen Angriff nicht Widerstand leisten können. Er floh, und die Curiatier folgten ihm so schnell, als jedem seine Wunden es erlaubten. Bald hatten sie sich auf diese Weise vereinzelt und einzeln konnte sie der Römer anfallen und hinrichten. So wurde Rom die Herrin Albas. Begleitet vom Heere, geschmückt mit den Waffen der Erschlagenen, umjubelt von der Menge, zog der Horatier in Rom ein. Da erblickt er seine Schwester, die Verlobte eines der erschlagenen Curiatier. Sie wehklagt über den Erschlagenen, statt sich des Siegs und Lebens ihres Bruders zu freuen und dieser – ermordet sie. Roms Gerechtigkeit war streng; obgleich der gefeierte Held seines Volks, wurde der Horatier als Schwestermörder zum Tode verurtheilt. Auf des Königs Tullus Rath appellirte der Verurtheilte an das Volk. Vor dieses trat der greise Vater der drei Brüder und der gemordeten Schwester. Von allen seinen Kindern, sagte er, sei nur noch dieser eine Sohn übrig, dieser Eine, der Rom von der Knechtschaft errettet, der es zum Herrn über Alba gemacht habe! Das Volk wurde gerührt und verzieh, aber es wurde wegen des Mordes ein Sühnopfer gebracht und der Horatier mit verhülltem Haupt unter einem Balken, der ein Joch, das Zeichen der Knechtschaft, vorstellte, weggeführt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 414.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: