Alba

Alba

[40] Alba (Ferdinand Alvarez v. Toledo, Herzog von), der berühmteste Feldherr Karl V. und Philipp II. von Spanien, geb. 1508, war der Sprößling eines edeln Heldengeschlechts.

Nach einer sorgfältigen Erziehung zeichnete er sich in der Schlacht bei Pavia, 1525, zuerst aus, dann in den Kriegen in Ungarn gegen Soliman II. und bei dem Einfalle der Spanier in die Provence, 1544. Von dieser Zeit an behauptete er im Kriegs- und Staatsrathe Kaiser Karl V. eine entscheidende Stimme. Streng in der Kriegszucht, vorsichtig im Entwerfen, rasch und kräftig im Ausführen, bei gewaltigen Leidenschaften stets seiner mächtig und Niemandem unterthan, als dem Könige seinem Herrn, dies waren die Eigenschaften, welche ihn dem Kaiser empfahlen und dessen Nachfolger, dem Könige Philipp II. unentbehrlich machten.

Als Karl V. 1545 nach Deutschland ging, übertrug er A. die Vertheidigung Spaniens, berief ihn jedoch später zu sich, worauf derselbe an der Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547 und an vielen andern Begebenheiten des schmalkald. Kriegs thätigen Antheil nahm. Den gefangenen Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich, verurtheilte er im Kriegsrathe zum Tode und drang lebhaft darauf, daß dieses Urtheil vollzogen werde. Beauftragt vom Kaiser, in Italien die Franzosen und den Papst zu bekämpfen, fand er seit 1555 wiederholt Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Damals war es, wo er dem Papst Paul IV. die höchste Ehrerbietung bewies und als Sieger in Rom erschien, um wegen der begangenen Feindseligkeiten Abbitte zu thun. Doch der [40] vorzüglichste Schauplatz seiner Thaten waren die Niederlande. Der daselbst 1566 ausgebrochene Aufstand foderte schnelle Unterdrückung, die nach Philipp's Ansicht nur durch Waffen möglich war. Mit einem kleinen, jedoch auserlesenen Heere von 10,000 M. zog A. von Genua aus an die luxemburgische Grenze. Über 106,060 protestantische Einwohner. unter ihren auch die Prinzen Wilhelm und Ludwig von Nassau-Oranien, verließen die Niederlande. Die Statthalterin, Herzogin Margarethe von Parma, wartete zwar A.'s Einzug in Brüssel ab, der am 22. Aug. 1567 erfolgte; doch als derselbe seine Bestallungsurkunde als oberster Kriegsbefehlshaber in den Niederlanden und seine geheime Vollmacht, Obrigkeiten und Statthalter ab- und einzusetzen, ihr ausgehändigt hatte, foderte sie ihre Entlassung vom Könige, die sie auch erhielt. Sofort setzte A. den vom Volke so genannten »Blutrath« ein. Unter den ersten Opfern fielen zu Brüssel am 5. Jun. 1568 die Grafen von Egmont und Horn, Beide durch Verdienst, wie durch Geburt und Würde im Volke ausgezeichnet. Anstatt nach dem Sturze der Häupter des Aufstandes gegen die übrigen Milde zu üben, verurtheilte A. Tausende zum Feuertode unter den grausamsten Martern. Um aber den Unglücklichen während des Verbrennens das Reden zu wehren, wurden ihnen eiserne Kolben in den Mund geschoben, und da diese öfters herausfielen, brannte man ihre Zunge, bis diese aufschwoll und das Reden unmöglich machte. Tausende eilten jetzt unter die Fahnen des Prinzen Wilhelm von Oranien, sodaß dieser im Sept. 1568 mit einem bedeutenden Heere zur Herstellung der alten Ordnung in die Niederlande eindringen konnte. Doch seine anfangs überaus glücklichen Unternehmungen mislangen und triumphirend zog A., nach der Schlacht bei Gemmingen, in Brüssel am 22. Dec. 1568 wieder ein. Aus dem erbeuteten Geschütz ließ er seine Bildsäule gießen, unter seinen Füßen zwei flehende Gestalten, Adel und Volk, die, mit prahlender Inschrift versehen, in der von ihm angelegten Citadelle von Antwerpen aufgestellt wurde. Mit schonungsloser Wuth begann er von Neuem die Niederländer zu mishandeln; da brach aber in Folge seiner grenzenlosen Gelderpressungen in den gesammten Niederlanden der Unwille mächtig hervor, die Geflohenen wagten neue Landungen, und Briel, Vliessingen, Veere und viele andere Städte öffneten 1572 dem Prinzen von Oranien ihre Thore. Vergebens suchte A. durch Wuth und Grausamkeit den Sturm zu beschwichtigen; seine Siege halfen nur für den Augenblick; die Verbrennung von Zütphen und Naarden, die Niedermetzelung ihrer Einwohner, 1572, und die Hinrichtung mehrer hundert Bürger zu Harlem, 1573, steigerten den Unwillen der Niederländer bis zur Verzweiflung. A.'s Glücksstern war untergegangen; voll Unmuth begehrte er seine Entlassung, erhielt sie und verließ das Land, mit den Flüchen seiner Einwohner beladen, am 2. Dec. 1573. Sein sechsjähriger Aufenthalt hatte dem Lande 52 Mill. gekostet, 18,000 Ketzer rühmte er sich durch Henkershand hingerichtet zu haben, und wie viel größer mag die Zahl Derer gewesen sein, die in den Schlachten fielen und Haus und Hof verlassen mußten!

In Madrid fand A. einen gnädigen König; fiel aber in Ungnade, als er einen seiner Söhne, der unter dem Versprechen der Ehe ein Hoffräulein verführt hatte, gegen den Willen des Königs mit einer seiner Anverwandten verheirathete. Doch schon im J. 1580 stellte ihn Philipp wieder an die Spitze des Heeres, welches ihm Portugal erobern sollte. A. unterzog sich diesem Auftrage mit Erfolge; allein die lauten Klagen über seine und seiner Krieger Raubsucht veranlaßten den König, Commissarien zur Untersuchung der Beschwerden nach Portugal zu senden. Allein A. weigerte sich, ihnen Rede zu stehen. »Ich habe«, sagte er, »Königreiche in die Rechnung zu setzen, die ich meinem Herrn erobert oder erhalten, glänzende Siege, schwere Belagerungen und sechzigjährige Dienste; die Gegenrechnung mache man sich selbst.« Philipp schlug die Sache nieder und A. starb bald darauf, im Dec. 1582.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 40-41.
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