Alba [4]

[258] Alba, Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von, span. Feldherr und Staatsmann, geb. 29. Okt. 1507 in Piedrahita, gest. 11. Dez. 1582 in Lissabon, stammte aus einem der vornehmsten Häuser Spaniens. Durch seinen Großvater, den Eroberer von Navarra, in die soldatische Laufbahn schon 1523 eingeführt, stieg er schnell zu den höchsten Rangstufen auf. 1533 ward er General und 1537 Oberfeldherr der kaiserlichen Heere. Als solcher wurde er durch seine Erfahrung in politischen und zumal in militärischen Dingen den spanischen Herrschern unentbehrlich, denen er, selbst ebenfalls religiös-national fanatisch, treu ergeben war. Im Kriege äußerste Um- und Vorsicht beobachtend, erreichte er in den meisten Fällen seine Ziele. Er erwarb sich bald das unbeschränkte Vertrauen Karls V. In dessen viertem Kriege gegen Frankreich (1542) verteidigte er Katalonien und Navarra. 1546 befehligte er im Schmalkaldischen Krieg unter Karl V. das kaiserliche Heer, unterwarf die protestantischen Städte Süddeutschlands, züchtigte den Herzog Ulrich von Württemberg und trug zu Karls Sieg bei Mühlberg (1547) das meiste bei. Dem Kriegsgericht, das den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen zum Tode verurteilte, präsidierte A. und riet dem Kaiser, das Urteil sofort vollziehen zu lassen. Dagegen gelang es ihm 1552 nicht, den Franzosen Metz wieder zu entreißen. Glücklicher focht er in Italien gegen die vereinigte päpstliche und französische Armee, die er 1555 wiederholt schlug. Nach Karls V. Abdankung (1556) besetzte er, als Philipp II. mit Papst Paul IV. in Streit geriet, den Kirchenstaat, mußte jedoch auf Befehl des Königs Frieden schließen und alles Eroberte zurückgeben. Als der Bildersturm in den Niederlanden den Zorn Philipps II. erregte, ward A. 1567 zum Generalkapitän der Niederlande ernannt und trat von Italien aus mit 10,000 Mann Kerntruppen den Marsch nach Brüssel an. Er hatte den Auftrag, den Aufruhr streng zu unterdrücken; dementsprechend war sein Auftreten. Zur Bestrafung der Teilnehmer an den Unruhen setzte er den »Rat der Unruhen« ein, in dem er anfangs selbst den Vorsitz führte. Tausende wurden durch jenes Gericht, von dessen Urteil keine Appellation galt, zum Tode verurteilt, unter ihnen als die vornehmsten Häupter des Adels die Grafen Egmond und Hoorn. Die Gegner Albas hatten anfangs wenig Erfolg. A. schlug das Heer Ludwigs von Nassau bei Jemmingen in Friesland (21. Juni 1568) und zwang auch im Herbst d. J. den in Brabant ein gedrungenen Wilhelm von Oranien zum Rückzug. Nun legte er dem Lande schwere Abgaben auf. Als die härteste wurde die Alkabala betrachtet,. d.h. die Forderung, daß der zehnte Teil von dem Kaufpreis aller beweglichen Güter als Steuer entrichtet werden sollte. Die Strenge, mit der die Durchführung dieser Maßregel versucht ward, wurde die Ursache für einen neuen Ausbruch des Aufstandes. Die Einnahme der holländischen Seefeste Briel durch die Wassergeusen (1. April 1572) hatte den Abfall des gesamten Nordwesten zur Folge. Wilhelm von Oranien drang in Brabant ein, während dessen Bruder Ludwig Mons und Valenciennes im S. besetzte. A. mußte die neuen Abgaben widerrufen, erfocht aber sonst glänzende Erfolge. Mons wurde zurückerobert, Oranien mußte sich nach dem Norden zurückziehen; auch hier si elen Zütphen, Naarden und Haarlem in die Gewalt der Spanier. Indes wollte der König den Frieden in den Niederlanden, seiner reichsten Geldquelle, wiederher stellen. Er berief deshalb A. zurück (1573) und ersetzte ihn durch den mildern Don Luis de Requesens. A. wurde vom König mit Ungnade empfangen und sogar vom Hofe verbannt. 1580 ward er aber beauftragt, Portugal, worauf Philipp II. Erbansprüche erhob, zu erobern. Auch diesen Auftrag führte er rasch und glänzend aus, starb aber zwei Jahre spöter. Noch[258] im Alter von 74 Jahren besaß er die Rüstigkeit eines jungen Mannes. Sein Wuchs war groß, seine Haltung stolz, selbst dem Könige gegenüber, der Ausdruck des Gesichts hart; sein ganzes Äußeres verkündete den Fanatiker. Vgl. Herzogin von Berwick und Alba, Documentos escogidos del archivo de la casa de A. (Madr. 1891); Arrue, Campañas del Duque de A. (Toledo 1879, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 258-259.
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