Soliman II.

[217] Solĭman II., Sultan der Osmanen 1520–66, geb. 1496, war der Sohn und Nachfolger Selim I. Bei den Türken hat er den Beinamen: Kanuni, d.h. der Gesetzgeber, bei den christlichen Geschichtschreibern heißt er der Prachtliebende. Er war ein kluger, gerechter und kriegerischer Fürst. Er stellte die Ordnung im Reiche her, bezwang 1522 nach einem hartnäckigen Kampfe die von den Johanniterrittern vertheidigte Insel Rhodus, schlug in Ungarn 1526 die siegreiche Schlacht bei Mohatsch, eroberte 1529 Ofen und belagerte Wien, von wo er sich jedoch nach 20 hartnäckigen Stürmen und einem Verluste von 80,000 Mann wieder zurückziehen mußte. Auch im Orient breitete er seine Herrschaft aus, erlitt aber 1565 abermals großen Verlust vor Malta. Nachdem er 1566 noch die Insel Chio eingenommen, rückte er aufs Neue in Ungarn ein und starb bei Belagerung der Festung Szigeth, welche vier Tage nach seinem Tode den Türken in die Hände fiel. Er war eifrig besorgt, den Wohlstand seiner Unterthanen zu befördern, brachte Ordnung in die Verwaltung, war ein Feind aller Verschwendung und befleckte seinen Ruhm nur durch die unbeugsame Hartnäckigkeit seines Willens, durch seine Eroberungssucht und durch Grausamkeit. Einer Sklavin Roxolane war er in blinder Liebe zugethan, machte sie zu seiner einzigen Gemahlin und ließ alle seine Kinder von einer andern Sultanin umbringen, um Roxolane's Sohne, dem nachmaligen Sultan Selim II. (s.d.), die Thronfolge zu sichern.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 217.
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