Keiserkeit

[366] Keiserkeit bezeichnet diejenige Veränderung der Stimme, bei welcher dieselbe ihre Reinheit verliert und tiefer, gewissermaßen umflort wird. Sie kann in sehr verschiedenem Grabe stattfinden, von einer kaum bemerkbaren Rauhigkeit bis zu fast gänzlicher Stimmlosigkeit, und ist in der großen Mehrzahl der Fälle eine begleitende Krankheitserscheinung, nicht aber eine selbständige Krankheit. Am häufigsten kommt sie im Gefolge katarrhalischer Beschwerden vor; namentlich aber pflegt sie Reizungs- und Entzündungszustände des Kehlkopfs, der Luftröhre und des Schlundes zu begleiten, mit deren Beseitigung sie aber auch wieder verschwindet. Hält sie längere Zeit an, währt sie Monate, ja halbe und ganze Jahre lang, so ist sie immer ein mehr oder weniger bedenkliches Zeichen und deutet dann meist auf ein schon organisch gewordenes Leiden der den Kehlkopf, die Luftröhre und deren Verzweigungen auskleidenden Schleimhaut. Sie ist daher ein fast beständiges Symptom der Kehlkopfs- und Luftröhrenschwindsucht, kommt aber auch, wenngleich seltener, bei Krankheiten der Lungen und des Herzens vor. Im Allgemeinen zeigt sich ein warmes Verhalten, insbesondere des Halses, am meisten zuträglich zur baldigen Beseitigung der Heiserkeit; wo sie jedoch ein Symptom von Halsschwindsucht ist, trotzt sie in der Regel, wie die ihr zu Grunde liegende Krankheit, jeder ärztlichen Behandlung.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 366.
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